Mittwoch, 30. Dezember 2009

"Hände hoch oder wir setzen unseren Raketenwerfer ein!"

In der ausgezeichneten Sendung 'Streitkräfte und Strategien' vom NDR berichtet Andreas Dawidzinski über einige (der) Absurdidäten des Afghanistan-Kriegs. So stellt die Bundeswehr seit 2008 die Schnelle Eingreiftruppe im Norden des Landes.

Für den eilig aufgestellten deutschen QRF-Verband verlegte die Bundeswehr Mörser, Panzerabwehr-Raketen und Schützenpanzer an den Hindukusch. Obwohl die Truppe auch offensiv vorgehen sollte, wollte die Bundeswehr-Führung aber von einer neuen Qualität des Einsatzes nichts wissen. Es sollten weiterhin die defensiven Einsatzregeln gelten. Wann von der Schusswaffe Gebrauch gemacht werden darf, ist in einer Taschenkarte festgehalten, die die Soldaten bei sich tragen. Ihr Tenor: Die Schusswaffe darf nur eingesetzt werden, wenn die Soldaten direkt angegriffen werden.

Der Beitrag zitiert dem FDP-Verteidigungspolitiker Rainer Stinner

In der Taschenkarte ist enthalten, dass vor Einsatz von Schusswaffen der potenzielle Gegner angerufen werden muss, auf Englisch, auf Dari oder Paschto, also die beiden Landessprachen. Das heißt also, dass ich vorher sagen muss: Halt, Stopp, hier NATO - nicht weitergehen. Das ist im Rahmen der Aufträge, die unsere Soldaten machen, und zunehmend auch im Rahmen der QRF dann machen werden, völlig unpraktikabel. Das sehen Sie schon daran, dass wir zum Beispiel Mörserwaffen nach Afghanistan bringen, die eine Reichweite von vier Kilometern haben. Wie können Sie dort noch diese Regel, dass vorher angerufen werden muss, einsetzen? - Völlig unpraktikabel.

Hat das Herumgedruckse der Deutschen, ob es sich bei den Kämpfen nun um einen Krieg handelt, auch damit zu tun, dass man unter Umsänden das Kriegsrecht achten müsste? Scheinbar nicht, jedenfalls nicht nach dem Professor für Völkerrecht an der Universität Hamburg Stefan Oeter, der folgende, zumindest juristisch elegante Lösung präsentiert:
Auch für Völkerrechtler ist es schon längst keine Frage mehr, dass es in Afghanistan einen nicht-internationalen bewaffneten Konflikt gibt, also einen Krieg. Die Aufständischen sind danach legitime militärische Ziele, die angegriffen werde können, auch wenn sie keine Kombattanten sind. Stefan Oeter: "Die Aufständischen sind statusmäßig eigentlich Teile der Zivilbevölkerung. Es gibt eine Ausnahmeregelung, dass Zivilpersonen, die unmittelbar an Feindseligkeiten beteiligt sind, die also im Grunde mit Waffengewalt gegen die Regierung kämpfen, dass die im Grunde aus dem Schutz der Zivilbevölkerung ausgeklammert sind und gezielt getötet werden dürfen. Also insofern kann man sagen, dass sie von der negativen Seite her den Kombattanten gleichgestellt werden. Aber es gibt nicht die positive Seite des Kombattantenstatus, dass sie selbst im Grunde das Privileg der Straffreiheit hätten für ihre Gewalthandlungen."

Dienstag, 29. Dezember 2009

"Im Kindermädchenstaat seid ihr alle Beamte!"


Ah, die zuverlässige britische Regierung - lange hat sie keine Grenze mehr überschritten in ihrer Bemühung, Sozialpolitik zur ideologischen Massen-Psychotherapie zu machen. Die Akademikerarbeitslosigkeit im Land ist so hoch wie niemals zuvor.
Almost one-in-10 students were without a job after leaving university last year as unemployment rates hit a record high. More than a fifth of students at some institutions were left without work or a postgraduate place six months after completing degrees.

But no longer! Das Wirtschaftsministerium eilt den arbeitslosen Uni-Absolventen zur Hilfe, nämlich in Form einer Broschüre, berichtet unter anderem die Daily Mail.
... the advice, entitled Parent Motivators, also warns against being 'too supportive'. It asks: 'If you are making life too comfortable at home, why would they get a job? 'If you are providing free board and lodgings, a well-stocked fridge, washing and ironing done, plus an allowance, there's not much drive there. So cut back to help increase their motivation.'

Das Heft trägt den Titel "Parent Motivators: A parent's guide to helping graduates find work" und fordert Eltern unter anderem auf, ihre Kinder anzulügen
Remind them that the recession will end and that graduates will be needed when companies re-energise for new business. In a few years the majority of graduates will be doing as well as they always have.

und zu pathologisieren
Look out for their mental health, and if there are changes to eating and sleeping patterns or a loss of energy, encourage them to see a doctor.

und nach dem akademischen Höhenflug sanft, aber bestimmt zurück auf den Boden der wirtschaftlichen Tatsachen zu holen
Don’t dismiss their ideas but also encourage them to be realistic. Yes, some people will make it as actors and film script writers but many just waste away the years. People often pursue careers such as this alongside a job, so encourage them to get a job to increase their independence and so they can support themselves on their dream path.

Samstag, 26. Dezember 2009

"Gezielte Werbung führt zu einer Zersplitterung der Öffentlichkeit"


Mein Artikel über gezielte Werbung (samt einem Interview mit Joseph Turow und Chris Hoofnagle) steht bei TELEPOLIS im Netz.
"Web-Tracking", "maßgeschneiderte" oder "Verhaltenswerbung" (tailored/behavioural advertising) soll den Konsumenten genau das anbieten, was diese gerade brauchen (könnten). Das wäre der Königsweg zum Kunden, einer ohne die finanziellen "Streuverluste", unter denen die herkömmlichen Werbekampagnen leiden. Ja, sogar ein alter Markthändlertraum könnte nun wahr werden: Die Preise ließen sich auf den jeweiligen Konsumenten abstimmen, bis zu der maximalen Summe, die er für eine bestimmte Ware zu zahlen bereit ist.

Samstag, 19. Dezember 2009



Freitag, 18. Dezember 2009

Des Kaisers neue Medizin


Ein alter Mann in einem abgetragenen Bademantel und Hausschuhen keuchte den Krankenhausgang entlang, alle zwei Meter musste er anhalten. Aber wenn einer der Weißkittel vorbeikam, nahm er Haltung an, Schultern zurück, Brust raus.

Das war nicht in einem Kurort, sondern in einer Industriestadt, die fortwährend Körper verbrauchte und verschliss, an manchen Stellen rabiater als an anderen. Wer nicht in den Vororten oder, besser noch, im Umland wohnte, fand das normal. Die Menschen nahmen es als Schicksal und machten einen Witz darüber. Man drückte sich, wo es ging.

Meine literarisch dilettantierende / delirierende Besprechung von Irving Kirschs "The Emperor's New Drugs" ist im FREITAG dieser Woche erschienen. Gleichzeitig mein Versuch, die Frage zu beantworten, ob und inwiefern Depression eine Krankheit und der Placebo-Effekt eine Heilung ist.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Dienstag, 15. Dezember 2009

Die Zwangs-Boulevardisierung geht weiter:
"Der Fall Caster Semenya und der Selbstmord von Robert Enke. Das Sportjahr war ungewöhnlich ereignisreich."
Wo ist der Karl Kraus des Internets, der den Schmierfinken auf die Finger schlägt?

Donnerstag, 10. Dezember 2009


"Geht Alles von der Arbeitszeit ab. (Leider auch vom Leben!)"

Arno Schmidt

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Gründe, WEB.DE zu hassen

- "Video: Felsbrocken erschlägt Touristen"

- "Bewaffnete Killer auf der Flucht"

- "Die Grenze zwischen Flirten und sexueller Belästigung ist schmal, und die Weihnachtsfeier ist nicht der Ort, sie auszutesten."

-

Montag, 7. Dezember 2009

Innocent till proven profitable

Während in manchen US-Bundesstaaten die Privatgefängnisse geschlossen werden (weil kein Geld mehr vorhanden ist), werden in Arizona noch mehr Privatgefängnisse eröffnet (weil kein Geld mehr vorhanden ist).

The Word - The Green Mile
www.colbertnation.com


Der Satiriker Stephen Colbert applaudiert.


[ via criminologica via change.org ]

Dienstag, 1. Dezember 2009

Was ich erstreben will, daß nichts abhängen soll von dem Leben oder Dasein einer bestimmten Person, daß mit derselben kein Wissen und keine Funktion entweiche, daß nichts geschehe, nichts geschehen sei (von eingreifender Bedeutung), was nicht im Zentrum in der Prokura bekannt sei oder mit Vorwissen oder Genehmigung derselben geschehe, daß man die Vergangenheit der Fabrik sowie die wahrscheinliche Zukunft derselben im Büro der Hauptverwaltung studieren und übersehen kann, ohne einen Sterblichen zu fragen.
Alfred Krupp, 1874

Montag, 30. November 2009

"Die Computerkriminalität steigt rasant"

Das sagte kürzlich wieder BKA-Chef Jörg Zierke, er sagt es übrigens schon seit Jahren. In der aktuellen Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts, "Die Informationsgesellschaft in Deutschland 2009", heißt es:
Für das Jahr 2008 weist die Polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes 63 642 bearbeitete Fälle (angezeigte und aufgeklärte Straftaten sowie Tatverdachtsfälle) für den Bereich der Computerkriminalität aus. Die Zahl der erfassten Fälle ist damit gegenüber 2002 um 11 % gestiegen. Mit einem Anteil von 1 % an den für das Jahr 2008 insgesamt registrierten Delikten spielte die Computerkriminalität allerdings – zumindest formal – eine eher untergeordnete Rolle.

Freitag, 27. November 2009



Mittwoch, 25. November 2009

Dritte und letzte Folge unserer beliebten Reihe "Ist Depression eine Krankheit?": Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen veröffentlicht heute ihre Ergebnisse über drei Antidepressiva. Die Herstellerfirmen Pfizer und Essex Pharma hatten sich zunächst geweigert, dem IQWiG auch die bisher noch nicht veröffentlichten Daten zur Verfügung zu stellen, lenkten aber schließlich doch ein.
Dass Menschen mit Depressionen vom Wirkstoff Reboxetin profitieren können, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. (...) Die Analyse der vollständigen Daten zeigt, dass die Entscheidung des richtig war, auf eine Bewertung von Reboxetin ausschließlich auf Basis der publizierten Daten zu verzichten. Denn die Zusammenfassung der Ergebnisse der veröffentlichten und nicht veröffentlichten Studien belegt keinen Nutzen von Reboxetin, während die Daten aus den veröffentlichten Studien einen Nutzen suggerieren.

Über das Mittel "Mitrazapin" heißt es:
Im Vergleich mit Placebo gibt es einen Beleg, dass in der Akutbehandlung mehr Patienten eine Besserung der Depression verspürten, wenn sie mit Mirtazapin behandelt wurden. Die Aussichten auf eine völlige Heilung waren in der Mirtazapin-Gruppe nicht besser als in der Placebo-Gruppe.

Wie groß der klinische Unterschied wirklich ist, wird aus der Presseerklärung nicht klar.

Die andere Vorratsdatenspeicherung

Mein Artikel über die zentrale Gehaltsdatenbank 'Elena', die im Januar in Betrieb gehen wird, ist bei Telepolis erschienen.
Wäre es nicht praktisch, wenn sie die staatlichen Stellen über Behördengrenzen hinweg Informationen austauschen könnten? Wenn der Fallmanager im Arbeitsamt mit einer Suchmaske und einem Mausklick nachsehen könnte, wo der Arbeitslose in den letzten Jahren gewohnt hat? Oder gleich die Informationen der Krankenkasse abfragen kann, um seinem Klienten ein maßgeschneidertes Vermittlungsangebot zu machen? Noch stehen einem solchen Szenario zahlreiche Gesetze und Verfahrensregeln im Weg. Aber allmählich entsteht die technisch-organisatorische Infrastruktur für einen Sozial-Datenbank-Staat, der sich seine Datenbestände umfassend erschließt, um "zu wissen, was er weiß".

Montag, 23. November 2009

"Der Bürovorsteher im Vorzimmer der Macht"


Meine Rezension zwei neuer Globke-Biographien ist heute in der Frankfurter Rundschau erschienen.
"Der Dreiachteljude, der einen volljüdischen und einen halbjüdischen Großelternteil besitzt, gilt als Mischling mit einem volljüdischen Großelternteil, der Fünfachteljude mit zwei volljüdischen und einem halbjüdischen Großelternteil als Mischling mit zwei volljüdischen Großeltern." Noch Fragen? Die höhere Rassen-Arithmetik des Nationalsozialismus zu verstehen, ist nicht jedem gegeben. Der Rechenkünstler, der diese Erläuterung zu den Nürnberger Rassengesetzen 1936 verfasste, war Hans Maria Globke: Oberregierungsrat im Reichsinnenministerium, ab 1949 Ministerialdirigent im Bundeskanzleramt.

Samstag, 21. November 2009

Die baden-württembergische CDU will Eltern, die sich zu wenig um ihre Kinder kümmern, die staatliche Unterstützung kürzen. "Wir wollen nicht länger akzeptieren, dass halbverhungerte Kinder in unseren Schulen sitzen", sagte CDU-Generalsekretär Thomas Strobl am Samstag auf dem Landesparteitag in Friedrichshafen. Seine Partei werde "dringend nach Wegen suchen, um Eltern zu sanktionieren".
Strobl, der auch Heilbronner Bundestagsabgeordneter ist, hält eine Einbehaltung des Kinderzuschlags beim Arbeitslosengeld II oder eine Kürzung des Kindergelds für möglich. Der Parteitag hat einen entsprechenden Antrag des Landesvorstands mit großer Mehrheit angenommen. Vorstellbar seien Abzüge bei Kinderzuschlag oder Kindergeld.
Die Südwest-Union möchte das eingesparte Geld direkt den Schulen zukommen lassen, die dann "die regelmäßige Ernährung der Kinder" sicherstellen sollen. Strobl schlug außerdem vor, ALG-II-Empfängern bestimmte Leistungen in der Form von Gutscheinen zukommen zu lassen, etwa für zusätzlichen Musikunterricht oder den Mittagstisch in der Schule.

Aus dem Spiegel. Klar, dass sich die schwäbisch-badische CDU von der Neuköllner SPD nicht abhängen lassen will, wenn es um die Verpolizeilichung der Sozialarbeit geht.

Mittwoch, 18. November 2009

"Überall kommt es zu einer Daten-Zentralisierung"

Mein Interview mit Peter Schaar, dem Bundesdatenschutzbeauftragten, steht im Netz.
Der Tagesspiegel berichtete gestern über die Sicherungsverwahrung im Tegeler Knast.
Die Justiz hat mit den sogenannten SVern ein großes Problem: Denn es werden immer mehr und sie werden immer älter. 2008 waren es 29 Männer, nun sind es 35. Ende 2010 sollen es bereits 55 sein. Noch drastischer ist im vergangenen Jahr die Zahl der Inhaftierten gestiegen, denen die Sicherungsverwahrung (SV) noch bevorsteht, und zwar von 43 auf 54. (...)
In Tegel wird es immer enger. Wo 20 weitere SVer untergebracht werden sollen, ist unklar. Dass die Zahl der Sicherungsverwahrten steigt, hat einen einfachen Grund: Die Gerichte urteilen immer härter. „Wir kommen hier nur mit einer Nummer am kleinen Zeh raus“, spottete ein SV-Insasse am Telefon. Recherchen bestätigen dies: Seit 2005 kamen nur zwei SVer frei, der letzte, Heinz G. erst vor wenigen Tagen. Wie der 2005 entlassene Peter G. war er ein notorischer Betrüger – und damit völlig untypisch in der SV.

Das wiederum nicht - jedenfalls sind 15 Prozent gewaltlose Anlassdelikte bei der SV nicht "völlig untypisch".

Dienstag, 17. November 2009

Ist Depression eine Krankheit? II

Ein ausgezeichneter Beitrag von Thomas Liesen über die Wirkung von Antidepressiva bei 'Wissenschaft im Brennpunkt' / DLF, fast völlig auf meiner Linie (eigentlich ja eher Irving Kirschs Linie...)
Ein paar Highlights:
(Es begann) die Karriere des Serotonins als "Depressionsschalter". Diese Theorie hatte ihren Charme, allein schon, weil sie so einfach war. Wohl zu einfach. Das legt jetzt auch ein Ergebnis der Universität Cleveland nahe. Pedro Delgado reichte dort Cocktails: Freiwillige Probanden sollten ein Gemisch aus Aminosäuren trinken. Das sind die Bausteine, die Körper braucht, um Eiweiße aufzubauen. Direkt nach dem ersten Schluck ging es los. Im Körper der freiwilligen knüpfte sich Aminosäure an Aminosäure, lange Eiweiß-Ketten entstanden, das Haut- und Haareiweiß Keratin zum Beispiel. Nur Serotonin war nicht dabei, denn dafür braucht der Körper die Aminosäure Tryptophan, und die fehlte in dem Gebräu. Die Serotonin-Produktion stockte also und schon fünf Stunden nach dem ersten Schluck ging der Serotonin-Spiegel endgültig in den Keller. Was würde jetzt passieren?
Veränderte sich die Stimmung der Testpersonen? Würde sogar eine Depression ausgelöst? Die Antwort war: Ja und nein. Empfindlich reagierten Probanden, die schon einmal wegen einer Depression in Behandlung waren. Sie gaben tatsächlich ein Absinken der Stimmung zu Protokoll, eine Art Depressions-Attacke. Aber nur sie. Gesunde Probanden spüren dagegen nichts. Der Serotoninentzug hatte nicht den geringsten Einfluss auf sie. Auch dieses Ergebnisse macht deutlich: Die Theorie "Serotonin hoch - Depression weg" ist nicht länger haltbar. Und das wirft auch ein anderes Licht auf die Medikamente, die nach dieser einfachen Formel funktionieren sollen.

Zur Publikationsstrategie der Firmen:
Das alles hat Methode, besonders im Fall der Antidepressiva, wie im vergangenen Jahr das renommierte Fachblatt "New England Journal of Medicine" aufdeckte. Die Autoren wollten recherchieren, wie groß die Auswirkungen dieses Publizierens nach Gutdünken wirklich sind. Sie baten dabei die amerikanische Zulassungsbehörde FDA um Hilfe. Und sie bekamen über die FDA tatsächlich Zugang zu vielen Studien, die die Hersteller bisher unter Verschluss gehalten hatten. Jetzt verglichen sie die Ergebnisse der veröffentlichten und der unveröffentlichten Firmenstudien: 94 Prozent der veröffentlichten Studien bescheinigen den Produkten, dass sie wirksam sind. Nahm man dagegen veröffentlichte und unveröffentlichte Studien zusammen, sprachen gerade einmal 51 Prozent der Studien für die Wirksamkeit der Antidepressiva. Mit anderen Worten: Nur in jeder zweiten Studie, die von den Herstellern selbst durchgeführt wurde, zeigen Antidepressiva überhaupt eine nachweisbare Wirkung.

Donnerstag, 12. November 2009

Ist Depression eine Krankheit?

Angeblich leiden bis zu vier Millionen Deutsche unter einer "behandlungsbedürftigen Depression". Bedeutet das wirklich, dass ihr Hirnstoffwechsel in Unordnung geraten ist? Dann müsste wenigstens erklärt werden, warum die Transmittersubstanzen zwischen den Synapsen in den vergangenen Jahrzehnten anders geflossen sind.
Das Reden über Pathologisierung ist vermintes Gebiet. Am heftigsten verteidigen sie die Betroffenen selbst, weil sie vermutlich glauben, man wolle ihnen ihr Leiden absprechen, wenn man darauf hinweist, dass ADHS, Depression und auch Legasthenie keine Krankheiten sind wie Krebs oder Grippe, sondern ein Bündel von Symptomen und es durchaus möglich wäre, ein anderes Bündel zu schnüren. Darauf herumzureiten ist nicht kleinlich, sondern nötig, um herauszufinden, wie denn den Depressiven am besten geholfen werden soll.
Der Spiegel referiert nun folgende Erkenntnisse über den "depressiven Realismus".
Einige Forscher glauben, dass Depressive in gewisser Weise und in bestimmten Situationen die Welt eigentlich sogar realistischer wahrnehmen als Nicht- Depressive. Diese Einschätzung basiert auf einem simplen Experiment: Versuchspersonen müssen hin- und wieder eine Taste drücken, ab und zu geht eine Glühbirne an. Die Versuchsleiter kontrollieren, ob das Drücken der Taste tatsächlich einen Einfluss auf das Leuchten des Lämpchens hat, und wenn ja, wie groß der Zusammenhang ist. Bei manchen Probanden geht die Lampe einfach in zufälligen Abständen an, der Tastendruck hat keinerlei Einfluss darauf.
Nicht- depressive Patienten schätzen nach einem solchen Experiment ihren eigenen Einfluss auf das Leuchten des Lämpchens regelmäßig zu hoch ein. Selbst wenn es gar keinen Zusammenhang geben sollte, glauben viele, ihr Tastendruck hätte zumindest gelegentlich zum Aufleuchten beigetragen. Sie erinnern sich gewissermaßen bevorzugt daran, wenn ihr Tastendruck mit dem Lichtschein zusammenfiel.
Depressive Probanden dagegen sind in ihren Einschätzungen über den Zusammenhang erstaunlich genau - sie bilden sich nicht ein, etwas zu beeinflussen, wenn sie das gar nicht tun. "Dieses offenkundige Händchen von Depressiven, sich (...) in ihren Einschätzungen nicht irreführen zu lassen, hat man 'Depressive Realism' genannt", schrieben Lorraine Allan von der McMaster University in Hamilton, Kanada, und ihre Kollegen im Jahr 2007 in einer Studie zum Thema ...(The Quarterly Journal of Experimental Psychology, März 2007).

Nun würde ich diese Studie nicht allzu hoch hängen wollen, aber es stellt sich doch die Frage - mir wenigstens stellt sie sich! - ob die vier Millionen Depressive nicht doch unter den realitätstauglichen Gefühlen von Zukunftsangst, Überforderung und Erschöpfung leiden (wie es beispielsweise Alain Ehrenberg beschrieben hat). Was sich mit Antidepressiva nun einmal schlecht behandeln lässt.

Ergänzung - Dazu passt eine Umfrage der linksradikalen Bertelsmann-Stiftung:
Die unsicheren wirtschaftlichen Verhältnisse verschärfen die Situation: 52 Prozent der Menschen in befristeten Arbeitsverhältnissen klagen über psychische Belastungen. Aber auch rein subjektiv erlebte Zukunftssorgen, wie arbeitslos (46 Prozent) und durch neue Technologien überflüssig (50 Prozent) zu werden oder im Fall von Arbeitslosigkeit keine neue Arbeit zu finden (41 Prozent), gehen mit einem erhöhten Risiko psychischer Beschwerden einher.
Selbst ohne Sorgen um die berufliche Zukunft haben schwierige Arbeitsbedingungen einen negativen Einfluss auf das Wohlbefinden: Wer mehr als fünf Tage die Woche arbeitet (42 Prozent) oder täglich einen Arbeitsweg von mindestens 30 Minuten zu bewältigen hat (38 Prozent), wird häufiger psychisch krank. Ebenso kann das Betriebsklima die Psyche beeinträchtigen. Dies trifft vor allem zu, wenn der Entzug von Vergünstigungen (47 Prozent), Abmahnungen (52 Prozent) oder Kündigung (49 Prozent) im Falle von häufigerer oder längerer Krankschreibung zu erwarten sind.

Freitag, 6. November 2009

Gestern lief im Deutschlandfunk meine Sendung über die Sicherungsverwahrung.

Mittwoch, 4. November 2009

"Es kann nur einen geben"


Meine Besprechung von Jeff Jarvis "Was würde Google tun?" steht im Netz. Dass diese Hymne auf die „Weisheit der Massen“ erschienen ist, nachdem sich die Aktienbesitzer der Welt als blöd-hysterische Herde entpuppt haben, gehört wohl zu den kontrazyklischen Effekten des Mediensystems.
Wie verlangt gebe ich meine Daten ein, um den Flug zu buchen. Ich verrate meine Bankverbindung. Ich klicke auf „Absenden“, wofür man mir dankt. Ich warte. Nichts geschieht. Ich warte. Irgendwann erhalte ich die Nachricht, die angeforderte Internetseite würde nicht antworten. Ich suche auf der Internetseite nach einer Telefonnummer, um herauszufinden, ob ich mich nun rechtmäßig als Kunde und also zukünftiger Fluggast betrachten darf. Es gibt keine.
Es gibt nur eine Email-Adresse, an die ich prompt meinen Hilferuf versende. Innerhalb von Sekunden kommt die Antwort. „Wir bedanken uns für Ihre Fragen und Kommentare. Wir können die Anregungen von Ihnen als hochgeschätzten Kunden gar nicht hoch genug würdigen und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um Ihnen eine schnelle Antwort geben zu können.“
Diese kleine Begebenheit ist, leider, absolut wahr. Nicht nur das, sie fasst die bisherige Debatte über „Wikinomics“, „Crowdsourcing“ und die „Weisheit der Massen“ präzise zusammen. Sie ist sozusagen die Ringparabel des „Internetzeitalter“. Jeder weiß, wie sie weiter geht: Schließlich rufe ich bei einer sehr, sehr kostenpflichtigen Nummer an, um eine überarbeitete und erbärmlich bezahlte Mitarbeiterin zu fragen, die von nichts weiß und nichts für mich tun kann.

Übrigens spielt der Titel des Buches auf einen Stoßstangenaufkleber (bumber sticker?) an, der in den USA ziemlich verbreitet ist: What would Jesus do? Also voran mit der Imitatio Kristi sprich Google.

Dienstag, 3. November 2009

Der Virus und die Katastrophen der zweiten Natur


Was tun gegen die Schweinegrippe? Manche Fragen müssen von allen Menschen gemeinsam entschieden, zum Beispiel solche, die alle bedrohen (wenn auch ganz bestimmt nicht "gleichermaßen"). Die Seuche erinnert uns nachhaltig daran, dass wir wirklich eine Gesellschaft sind, auch wenn ansonsten alles so eingerichtet ist, dass ein jeder sich nur um sich und die Seinen kümmern muss. Gesellschaft, ein Zwangs-Zusammenhang - geht nicht anders als Mensch, aber muss ja auch nicht.
Wer sich impfen läßt, mindert das persönliche Risiko, den Virus zu bekommen, vor allem mindert er das Risiko der anderen, weil er als Brutstätte ausfällt. Die eventuellen Nebenwirkungen der Impfung trägt er allein.
"Wie gehen wir um mit der Seuche, dem Vulkanausbruch, der Flutwelle ..." Ich sehe es ein, das muss geregelt werden, aber solche Debatten kommen mir dennoch absurd vor. Als Gatttung lassen wir jeden achten von "uns" hungern, aber auf einmal sollen "wir" entscheiden. Das leuchtet nicht nur nicht ein, das verdunkelt alles. Angesichts der allgemeinen und umfassenden Unvernunft muss man sich nicht wundern, wenn die Impfgegner auf ihrer Privat-Unvernunft bestehen.

Montag, 2. November 2009

German Angst


Wovor hat die Bevölkerung hierzulande Angst? Wodurch, glaubt sie, ist ihre Sicherheit bedroht? Eine interessante und meiner Meinung auch realistische Umfrage dazu hat gerade die Versicherung R+V veröffentlicht.
Es zeigt sich: Weit vorne stehen Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und steigende Preise. Exotischere Phobien wie "Überforderung der Politiker" und "Spannungen durch Ausländer" - was immer das bedeuten mag - dominieren das Mittelfeld. Opfer einer Straftat zu werden, ist mit nur 24 Prozent weit abgeschlagen.

Sonntag, 25. Oktober 2009












Samstag, 24. Oktober 2009

"Der Eintritt ist kostenlos"

Wir haben uns an Ausdrücke gewöhnt wie "Revolutionstheorie". Kürzlich begegnete mir sogar das Oxymoron "Punk-Kongress". Aber Jutta Ditfuhrt überbietet alle an Bescheidenheit: Sie lädt ein zum "Rebellionsgespräch".

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Die Erforderlichkeit derartiger Kontrollen im Umfeld von islamischen Gebets-, Vereins- und Kulturstätten gründet sich insbesondere auf die Erkenntnis deutscher Sicherheitsbehörden, dass sich potenzielle islamistische Gewalttäter an bestimmten Treff- und Sammelpunkten aufhalten.

Sic! So erklärt die Landesregierung von Niedersachsen, warum die Polizei dort in regelmäßigen Abständen Massenkontrollen von Moschee-Besuchern durchführt. Potenzielle islamistische Gewalttäter halten sich allerdings - das ist eine Erkenntis von mir, die ich den Sicherheitsbehörden hiermit unentgeltlich zur Verfügung stelle - auch in Schwimmbädern, Taxis und Fußballstadien auf. Und in Friseursalons, Fabriken und Versicherungsbüros. Geht so "Terrorismusabwehr"? Mein Artikel zum Thema beim 'Freitag'.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Polizei und Informationstechnologie

Computer spielen in der alltäglichen Polizeiarbeit eine immer größere Rolle. Software-Firmen wie IBM oder SAP bieten den Ermittlungsbehörden spezielle Produkte an, die eine Fülle von Datenquellen auswerten sollen. Wie verändert Kommunikations- und Informationstechnik die Polizei? Mein Interview mit dem Sozialwissenschaftler Stephan Heinrich findet sich hier.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die gezielte Auswertung des Datenbergs die große Herausforderung ist, nicht die Schaffung des Datenbergs. Natürlich kann man jede Information speichern, weil sie irgendwann später einmal wichtig sein könnte. Aber das nutzt wenig, weil man mit noch so großen Datenmengen das Kriminalitätsverhalten – zumindest derzeit – nicht vorhersehen kann.

Sonntag, 18. Oktober 2009


Das Programm zur Konferenz stimmt mich eher skeptisch, aber das Mobilisierungsvideo ist ganz lustig.
Wem es noch nie etwas ausgemacht hat, in vielen Dingen nicht besonders gut zu sein, kann das hier noch besser und vor viel mehr Publikum vorführen. Also nicht wirklich fotographieren können, sondern nur ein Handy bedienen; über keine wirkliche Urteilskraft verfügen, sondern nur Fan von allem Möglichen sein; nicht wirklich schreiben können, sondern nur bloggen.

Gerald Wagner, Eine Soziologie des Facebook, FAZ am 14. 10.

Samstag, 17. Oktober 2009

Geopolitik als Wettervorhersage

Eine neue Buchbesprechung meinerseits, über "Der Kampf um die zweite Welt" von Parag Khanna:
Was ist und zu welchem Zweck betreiben wir Geopolitik? Khanna erklärt es mit einem Vergleich: „Anders als die Geschichtswissenschaft ist die Geopolitik eine Disziplin, die ausdrücklich mit dem Zweck zurückblickt, nach vorne zu blicken. Wenn internationale Beziehungen gleichsam die Meteorologie der laufenden Ereignisse ist, gleicht die Geopolitik der Klimatologie, der grundlegenden Wissenschaft von der Entwicklung der Weltordnung.“
Die Wissenschaften vom Wetter gleichen denen von der Herrschaft, ein schönes Bild: Die Zukunft ist ungewiss und täglich gibt es neue Vorhersagen.
(...) Kennzeichnend für das „geopolitische Genre“, in das dieses Buch gehört, sind starke Thesen mit historischer Tiefendimension – aber ohne theoretische Grundlage. Die Analytiker beschreiben Werden und Vergehen der Weltreiche und hantieren dabei mit unhinterfragten Begriffen: „Herrschaft“, „die Nation“, der „Weltmarkt“. Deshalb ähneln ihre Prognose noch mehr als der Wettervorhersage der Astrologie.

Montag, 12. Oktober 2009

Taugt die sogenannte elektronische Fußfessel (die bekanntlich gerade in Baden-Württemberg eingeführt wird) zur Rationalisierung - vulgo: Geld sparen - in der Strafjustiz? Eine interessante Meldung dazu kommt aus Österreich:

Justizministerin Claudia Bandion-Ortner weist darauf hin, dass nach jüngsten Gesamtberechnungen ein Fußfesseltag teurer komme als ein Tag in Haft (ein solcher wird mit Kosten von etwa 80 Euro angesetzt). Die Chance, dass die Fußfessel doch noch kommt, wird seitens des Ministeriums mit „50 zu 50“ angegeben. „Mir wäre es recht, wenn man Haftplätze durch den Einsatz der Fußfessel freibekommen würde“, sagt Claudia Bandion-Ortner zur „Presse“. Allerdings sei das zuletzt erprobte Modell eben „sehr betreuungsintensiv“ gewesen. Klar ist, dass der Einsatz von Fußfesseln (Electronic Monitoring) mit Kosten für das Überwachungspersonal, die eingesetzte Technik und den Einsatz von Sozialarbeitern verbunden ist. Nun gehe es, so die Ministerin, darum, „ein günstigeres Modell auszuarbeiten“.

Samstag, 10. Oktober 2009

Wie sieht ein Faschist aus?



Ein interessantes Interview mit Erich Fromm über die Psychoanalyse des Faschismus, klassisch freudo-marxistisch, theoretisch überholt? (Hier nur der erste von drei Teilen, bei Youtube gibt's den Rest...) Seelige Zeiten, als im öffentlich-rechtlichen Fernsehen solche Sendungen noch möglich waren!

Freitag, 9. Oktober 2009

Grenzen der sousveillance

So much for "Überwachung von unten": Zwei US-amerikanische Globalisierungskritiker sind zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, weil sie während der Proteste gegen den G20 - Gipfel in Pittsburgh Information aus dem Polizeifunk über Twitter weiterverbreitet haben.

Ein Interview mit einem der Verhafteten gibt es hier.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

"Spare me your politics!"


"Die Macht der Stars" ist kein gutes Buch. Es ist nicht nur voller Stilblüten, sein Grundgedanken wäre, in ein, zwei Sätzen zusammengefasst, wieder eine Stilblüte. Aber auch ungute Bücher wollen besprochen sein und ich habe es im 'Freitag' getan.
Wie sähe eine Welt aus, die von Bono regiert würde? Würde er Krieg führen gegen Bob Geldorf und Sting? Reichte der Regenwald bis vor die Haustür? Wäre der Dalai Lama Innenminister?

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Elektronische Fußfessel für Schulschwänzer

Die dänische Regierung plant die Einführung elektronischer Fußfesseln für besonders widerspenstige und verhaltensauffällige Schüler. Laut der Kopenhagener Tageszeitung "Berlingske Tidende" will Justizminister Brian Mikkelsen dies als Teil eines Maßnahmenpakets gegen Jugendkriminalität ab der sechsten Schulstufe einführen, also im frühesten Fall für Zwölfjährige.
Das berichtete gestern der Standard.
Die mit einem satellitengestützten Ortungssystem ausgerüstete, elektronische Fußfessel soll - gleichzeitig mit einem "Stubenarrest" solchen Schülern verpasst werden können, die starke Verhaltensprobleme haben und wiederholt gegen bestimmte davor erteilte "Auflagen" verstoßen haben.

Ist das noch function creep oder schon ein Fall von "Hey, wir haben da diese großartige Technik, was machen wir eigentlich damit?"? Ich kenne mich mit dänischer Politik gar nicht aus - sind solche Ankündigungen ernstzunehmen? Wenn ja, hat irgendjemand über die stigmatisierende Wirkung der Fessel nachgedacht?

Leistungsschutzrechte für Presseverlage?

Matthias Spielkamp beschreibt in message, wie die großen Verlage Druck aufbauen, um das Urheberrecht (mal wieder) umzubauen.
Wie genau das Leistungsschutzrecht aussehen soll, ist mehr als ein halbes Jahr später immer noch völlig unklar. Auf Nachfrage von Message, wie es in der Praxis aussehen kann, sagt Christoph Keese: Wir treten im Moment für ein Leistungsschutzrecht ein. Dieses Recht liegt dann beim Verlag. Der Verlag kann dann entscheiden, was er damit machen will, etwa indem er sagt: 'Wir möchten, dass unsere Inhalte kostenlos zur Verfügung stehen.' Genauso könnte er sagen: 'Wir möchten die Rechte an der gewerblichen Nutzung kostenpflichtig machen.' "

Einer extremen, aber durchaus möglichen juristischen Intepretation zufolge hieße das: auch das Setzen eines Links kann der Verlag untersagen - beziehungsweise sich bezahlen lassen.

Dienstag, 6. Oktober 2009

"Für das Geld den Scheiß auch noch lesen?"

In der WOZ empört sich Andreas Simmen über einen Kollegen, der offenbar eine regelrechte Rezensions-Manufaktur betreibt.
Er schreibt für elektronische und gedruckte Medien im deutschen Sprachraum, manchmal unter verschiedenen Namen. So publiziert er seine Kritiken im linken «Neuen Deutschland» (ND) als Benjamin Jakob und dann dasselbe als Uwe Stolzmann in der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ).

Eine Suche im Online-Archiv des ND ergibt über 100 Treffer in den vergangenen drei Jahren - eine beeindrucker Textausstoß.

Montag, 5. Oktober 2009

"Kriminellen auf Augenhöhe begegnen"

Die TAZ hat die Wunschliste aus dem Innenministerium, die kurz vor der Wahl der Süddeutschen zugespielt wurde, als PDF ins Netz gestellt.
Die Liste enthält ziemlich alles, was in den vergangenen Jahren irgendeinem CDU-Politiker zur sogenannten Inneren Sicherheit eingefallen ist, samt Eingriffsrechte für den VErfassungsschutz, Bundeswehreinsatz im Inneren, usw. usf.
Den letzten Punkt aber verstehe ich wirklich nicht. Unter der Überschrift
1.5 Staatsgefährdende Wirtschaftsgefährdung unter Strafe stellen
heißt es, dass die Weltwirtschaftskrise ganz, ganz schlimm ist und sich auf keinen Fall wiederholen darf, um daraus zu folgern:
Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass vorsätzliches, eine solche Krise auslösendes bzw. sie begünstigendes Fehlverhalten nicht nur moralisch verwerfliches, sondern auch strafwürdiges Unrecht ist.
Krisentheoretiker im Innenministerium - was haben sie sich gedacht? Was in aller Welt ist "vorsätzliches, eine solche Krise auslösendes bzw. sie begünstigendes Fehlverhalten"?

Samstag, 3. Oktober 2009







"Labours Untergang"

In der NZZ ist ein ausgezeichneter Artikel über die Labour-Parteikonferenz in Brighton, in dem nicht nur berichtet wird, dass der BBC-Moderator Andrew Marr letzten Sonntag den Premierminister in einem Interview gefragt hat, ob er gerade Medikamente einnehmen muss, sondern der diesen Vorgang auch folgendermaßen analysiert:
Schon am ersten Kongresstag sorgte die unverblümte Frage eines Fernsehmoderators an Brown, ob er Aufputschmittel nehme und ob er überhaupt gesund genug für eine weitere Amtsperiode sei, für einen Sturm der Entrüstung in der Partei. Dass der bekannte BBC-Moderator den Affront wagte, zeigte nur, dass er offensichtlich nicht mehr davon ausgeht, auf die Gunst des Premierministers angewiesen zu sein. Die britische Regierung versorgt nationale Journalisten gezielt mit Informationen und pflegt damit ein übliches Geflecht gegenseitiger Abhängigkeiten.

Exakt. Allerdings fragte Marr nicht nach Aufputschmitteln, sondern nach "prescription painkillers and pills to help them get through".

Donnerstag, 1. Oktober 2009

"Entstehung und Abwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache"

Wie konnte die These von der "Hirnstoffwechselstörung Depression" zu einer Wahrheit werden, die öffentlich zu bezweifeln Mut erfordert? Sie konnte es, weil sie (fast) allen Beteiligten gut in den Kram passte: Kranken, Ärzten und vor allem der Pharmaindustrie.
Meine Rezension von Irving Kirschs "The Emperor's New Drugs" ist bei Telepolis erschienen.

Wer viel, viel, ganz viel Zeit hat, dem empfehle ich, mal ins Diskussionsforum zu schauen und dann angesichts des versammelten Unverstands kräftig die Hände überm Kopf zusammenzuschlagen.

Mittwoch, 30. September 2009

Crowd Control


Wasserwerfer sind so 20. Jahrhundert - die Polizei hat gegen die Proteste gegen das G20 - Treffen in Pittsburgh offenbar eine Schallkanone eingesetzt.

Montag, 28. September 2009

"Facebook macht Enthüllung normal"

Sagt wenigstens die kanadische Psychologin Amy Muise. Mein Interview mit ihr ist gerade bei Telepolis erschienen, der erste Teil einer Serie von Interviews über die gegenwärtige Überwachungspraxis.

Donnerstag, 24. September 2009

The Team Beats 1966

Montag, 14. September 2009

"Keine Prävention ohne Repressionsandrohung"

Die Neuköllner Bezirksverwaltung plant eine "Task Force" gegen die "Verwahrlosung" im Norden des Viertels. Die Berliner Zeitung berichtete gestern:
Vor allem im Wohnviertel rund um die Schillerpromenade will das Team mit Mitarbeitern aus Gesundheitsamt, Schulamt, Schulaufsicht, Bauaufsicht, Ordnungsamt und Polizisten des Abschnitts 55 aktiv werden.
...
Seit diesem Monat sollen sich nun drei Sozialarbeiter um problematische Familien und die Trinker kümmern. Mit knapp 100 000 Euro finanziert die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die vorerst auf zwei Jahre begrenzte Arbeit. Gleichzeitig will die Task Force ein Frühwarnsystem errichten. Die Idee dafür hatte der Bürgermeister 2008 von einer Dienstreise nach Rotterdam mitgebracht. Dort gebe es eine sehr enge Datenvernetzung zwischen Schulen, den Ämtern für Jugend und Gesundheit und der Polizei, sagt Buschkowsky. Die Daten zu sozial schwierigen Familien werden gesammelt, um dann zu überlegen, welche Maßnahmen als erste zu ergreifen sind, so Buschkowsky damals. Das reiche von Gesprächen in den Familien bis zur Ausweisung aus dem Stadtviertel als letztes Mittel. Dass es in Rotterdam "keine Prävention ohne Repressionsandrohung" gibt, beeindruckt Buschkowsky und die Quartiersmanager.

Sonntag, 13. September 2009


Eine interessante Serie von Filminterviews mit indischen Bauarbeitern, Call Center - Angestellten und Textilarbeitern findet sich bei VISIONS OF LABOUR- empfehlenswert (allerdings besonders für Leute, die auch Hindi sprechen).

Freitag, 11. September 2009



Gerade entdecke ich die Photographien von Maziar Moradi: Starke Bilder, manchmal gefährlich nahe am Kitsch.
Die Innenminister der CDU wollen ein Aussteigerprogramm für Islamisten. Die Informationen darüber sind dürftig, aber angeblich will man "muslimische Organisationen einbinden":
Auch im Bundesinnenministerium und beim Verfassungsschutz wird seit längerem darüber nachgedacht, wie Ausstiegswillige begleitet werden könnten. Weil die Personen in ihrem Glauben extrem stark verwurzelt sind, überlegt der Verfassungsschutz, die Aussteigerprogramme etwa bei muslimischen Organisationen anzusiedeln. "Wir führen Gespräche mit muslimischen Verbänden, Moscheen oder Imamen, weil diese als Autorität akzeptiert werden", sagt der stellvertretende Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier. Vorbild kann nach Ansicht Freiers Großbritannien sein. Dort werde über "Mittler" versucht, eine Verbindung zu der extremistischen Szene aufzubauen.

Der Verweis auf das Vorbild Großbritannien überrascht - to say the least! In Großbritannien wurden und werden im Namen der Terrorabwehr klerikal orientierte Verbände unterstützt, solange die sich vom Terrorismus distanzierten. Praktisch bedeutete das oft nur, dass ein Imam den Gläubigen erzählt, zwar seien Selbstmordanschläge im Irak mit dem Koran vereinbar, in London oder Manchester aber auf keinen Fall.
Zu den geförderten Verbänden gehörte der Rat der britischen Muslime (MCB), lange der wichtigste Ansprechpartner der Regierung. Wie die deutsche Islamkonferenz wurde dieser Dachverband von der Regierung erst initiiert. Der MCB ist personell und ideologische der den Muslimbrüdern (beziehungsweise ihrem pakistanischen Ableger, der Partei Jamaat-e-Islami) verbunden. Nachdem der Verband vor zwei Jahren die Teilnahme an den landesweiten Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag boykottierte, ging das Innenministerium öffentlich auf Abstand, unterstützte die Organisation aber weiter finanziell, wie sich jetzt herausstellt. Ingesamt hat die Regierung für das Programm Prevent Violent Extremism (PVE)über 12 Millionen Pfund ausgegeben. Die Taxpayer's Alliance veröffentlichte vor zwei Tagen einen Kommentar zu PVE, in dem es heißt:
Around £850,000 has been given to the Muslim Council of Britain’s official affiliates through different Prevent funding streams. Funding for these groups has risen by £300,000 from 2007-08 to 2008-09.

Donnerstag, 10. September 2009

Ein weiterer Kommentar von mir zur Ausstellung "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" ist im FREITAG erschienen (und jetzt ist es wirklich genug).

Es geht um die richtige Form des Gedenkens, um Anerkennung, in manchen Fällen sicher auch um Entschädigung für oder wenigstens nachträgliche Entlohnung von Zwangsarbeitern und Kolonialsoldaten. Vielmehr: Es ginge darum, wenn nicht Ebénés Vorgehen zu einem erinnerungspolitischen Streit auf niedrigstem Niveau geführt hätte. Während Rössel und Kollegen nun von der einen Seite als „Kolonialrassisten“ beschimpft werden, mobilisiert ihre Ausstellung heftige Ressentiments bei solchen, die es für „Gutmenschentum“ halten, über Rassismus und Kolonialismus zu sprechen und deren Opfer zu würdigen.

Taugt der Streit - wenn man die Anfeindungen zwischen "Ausstellungs-Gegnern" (die die Ausstellung nicht kennen) und "Ausstellungs-Befürwortern" (die sie auch nicht kennen) denn so nennen will - auch nicht als Anlass, taugt er doch als Vorwand, um meiner lang verschluckten Frustration über die Bewegugslinke Ausdruck zu geben: Was, frage ich, was ist das für eine Linke, in der
Ich bin die Einzige, die biografische Bezüge zu dem Thema Kolonialisierung hat.
als Argument gilt? Hier Antirassisten, da Antideutsche, die ihre jeweiligen adoptierten Opfer in Stellung bringen und die Leichenberge, die Faschismus und Kolonialismus aufgehäuft haben, wie einen home turf verteidigen.

Mittwoch, 9. September 2009







Samstag, 5. September 2009

Der Streit um Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg hat ziemlich schnell einen derartigen Hitzegrad erreicht, dass sein eigentlicher Gegenstand weitgehend geschmolzen ist.

Meine Ausstellungs- und Debattenkritik steht im Netz, samt eines schüchternen Ordnungsrufs.

Dienstag, 1. September 2009

Neukölln ist anders II

Das Internat in Neukölln, in dem jugendliche Schulverweigerer untergebracht werden, wurde gestern eröffnet. Im Bericht der Berliner Zeitung findet sich, endlich, der Beleg, dass die Sozialdemokraten im Bezirk rechnen können:
"Diese Schule gehört zu den teuersten Schulen Berlins", sagt Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD). "Aber ein Mensch, der nicht arbeitet, kostet den Staat langfristig mindestens eine Million Euro."

Der Zeitungsartikel ist übrigens ein Meisterstück investigativer Recherche, mit Perlen wie
Deutschlands erstes Schulschwänzer-Internat sieht innen ganz gemütlich aus.
oder
Die Jugendlichen aus arabisch-, türkisch- und deutschstämmigen Familien sind freiwillig hier. Darauf haben sich Jugendamt und Eltern geeinigt.

Freitag, 28. August 2009



wollen Sie nicht
eine meinung von mir haben
haben Sie nicht vielleicht
bedarf dafür

Mittwoch, 26. August 2009

Meine Rezension von Joachim Bischoffs "Jahrhundertkrise des Kapitalismus" ist beim FREITAG erschienen.
Nicht „verantwortungslose Zocker“ haben uns die Misere beschert, sondern die immer weitergehende Liberalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte schien einen Ausweg aus der Profitklemme zu bieten.

Dienstag, 25. August 2009

Bildungsexpansion , Doktorenschwemme

Eine Fundsache aus der Süddeutschen von gestern:
Im Jahr 1975 wurden in Westdeutschland schon gut 11 000 abgeschlossene Promotionsverfahren gezählt, 1992 ebenda 20 000, und gesamtdeutsch ermittelte das Statistische Bundesamt bei der jüngsten veröffentlichten Erhebung im Jahr 2007 die Zahl von 23 843 Promotionen.

Neukölln ist anders










Über "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" darf in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen scheinbar nur gesprochen werden, wenn dabei niemandem auf die Füße getreten wird. Eine Ausstellung zum Thema wurde kurzfristig abgesagt, schreibt Autor und Organisator Karl Rössel.
Völlig unerwartet stellte Philippa Ebéné am Freitag, den 21. August (eine Woche vor der Vernissage!), mit Verweis auf ihr «Hausrecht» das Ultimatum, der Ausstellungsteil über arabische NS-Kollaborateure dürfe in der Werkstatt der Kulturen nicht gezeigt werden.

Und im Viertel herrscht Harmonie zwischen den Kulturen.

Sonntag, 23. August 2009

Krise der Unis, Krise der Mittelschichten

Beim DEUTSCHLANDRADIO gibt es einen neuen Radiobeitrag von mir zur Krise der Hochschulbildung in Großbritannien.

Eine Darstellung der "Hochschulen im historischen Prozess" findet sich übrigens beim ASTA der FU leider mit sehr viel Bourdieu und wenig Geschichte. Eine Sammlung mysteriöser theoretischer Essays über ""Wissensproduktion und das Unbehagen an ihr" gibt es beim ebenso mysteriösen Europäischen Institut für Progressive Kulturpolitik" (EIPCP).

Samstag, 22. August 2009


Vor meinem Büro zieht die Fuckparade vorbei. Den Tänzern folgen Pfandflaschensammler wie ein Tross Marketender dem Heer. Die Stimmung berauscht bis aggressiv. In einem Hinterhof, in den sich eine Gruppe junger Männer zum Zweck des Drogenkonsums zurückgezogen hat, kommt es zu einer Schlägerei, überwiegend harmlos Ich erinnere mich: in einer ähnlichen Situation ist Straight Edge entstanden. Auf dem Rückweg gehe ich noch schnell einkaufen. Die Breakbeats dringen dumpf bis in den Supermarkt hinein.

Sieben Fragen an den Kapitalismus

Die ZEIT hat Fragen an den Kapitalismus. Das ist ein dicker Mann im Anzug, dessen Silhoutte allerdings ins Unscharfe verschwimmt. Liegt wahrscheinlich am Zigarrenqualm. Ich fasse den Schwerpunkt im Wirtschaftsteil mal knapp zusammen ...
Existiert der Kapitalismus überhaupt?
Nicht so richtig.
Ist Ungleichheit der Preis des Wachstums?
Das ja.
Wo bleibt der Mensch?
Der soll sich in der Mittagspause oder am Wochenende um sich und seine Lieben kümmern.
Zerstört der Kapitalismus die Demokratie?
Im Gegenteil, er ist ihre Voraussetzung.
Ist sinnhafte Arbeit möglich?
Klar doch.
Gibt es die Moral des Marktes?
Das nein.
Geht es ohne Blase und Absturz?
Hier konnte sich die Redaktion offenbar nicht einigen - ein Autor meint ja, einer nein.

Das Niveau des Antikommunismus fällt und fällt. Warum? Weil nur die praktische und theoretische Herausforderung durch den Kommunismus dazu führt, dass sich die Damen und Herren zusammenreißen und die Gedanken, über die sie schwandronieren, auch rezipieren? Die Bücher lesen?

Mittwoch, 19. August 2009

"Es ist unheimlich schwer, Menschen für eine Serie von Streichungen und Kürzungen zu begeistern."

Wie kritisiert Herfried Münkler die Bundesregierung? So:
Merkel verwaltet die Krise lediglich, anstatt ihr einen Sinn und dem Land eine Perspektive zu geben. Wenn uns der Konsum nicht mehr antreiben kann, brauchen wir neue Ziele, die ergeben sich aber nicht einfach von selber.

So raunen also die Intellektuellen der Berliner Republik, heruntergekommen zu Politikberatern. Der Bevölkerung fehlt es nach Mythenforscher Münkler nicht an Zeit und nicht an Geld, nicht eine Alters- und Gesundheitsfürsorge, nein - an Geschichten.
Heldengeschichten rufen alte Erfolge ins Gedächtnis, sie zeigen, welche Krisen man schon gemeistert hat. Mythen schaffen Zutrauen, zu sich selbst und in die eigene Leistungsfähigkeit.

Und wie wir die vorletzte Weltwirtschaftskrise 1929 fortfolgende gemeistert haben. Das hat uns bisher keiner nachgemacht.
Im Vorfeld der Agenda 2010 ist mir klar geworden, wie dringend ein solches Reformprojekt auf motivierende Erzählungen angewiesen war, um in der Bevölkerung, vor allem aber in der Anhängerschaft der SPD Unterstützung zu finden. Es ist unheimlich schwer, Menschen für eine Serie von Streichungen und Kürzungen zu begeistern. Also kam es darauf an, damit Perspektiven und Hoffnungen zu verbinden, plus einer Geschichte, wo so etwas geklappt hat. Das habe ich damals auch mit dem Chef des Kanzleramts Frank-Walter Steinmeier diskutiert. Wir sind leider zu keinem vernünftigen Ergebnis gekommen.

Sonntag, 16. August 2009

Ende der Bildungsexpansion?

Das Phänomen ist nicht neu: Wirtschaftskrisen steigern die Nachfrage nach Bildung. Nun sollte der Andrang eigentlich ganz im Sinne der Regierung Gordon Browns sein. Schließlich propagiert Labour seit Jahren den Ausbau der Hochschulbildung und hat sich zum Ziel gesetzt, dass bald jeder zweite Schulabgänger eine Universität besucht. Nun aber übersteigt die Nachfrage das Angebot: Bis zu 40 000 Bewerber werden leer ausgehen, wenn im September die Studienplätze vergeben werden.

Mein Bericht über die englischen Hochschulen und die Krise, erschienen in der FRANKFURTER RUNDSCHAU, findet sich hier.

Freitag, 14. August 2009




Donnerstag, 13. August 2009

Beim Deutschlandfunk lässt sich mein Feature über Privatisierung im deutschen Strafvollzug herunterladen.

Freitag, 7. August 2009



Ein Mensch, der sein ganzes Leben damit verbringt, ein paar einfache Operationen zu vollziehen, deren Erfolg vielleicht immer derselbe ist oder wenigstens fast derselbe ist, hat keine Gelegenheit, seinen Verstand zu üben oder seine Erfindungskraft anzustrengen, um Hilfsmittel gegen Schwierigkeiten aufzusuchen, die ihm vielleicht niemals begegnen. Er verliert also natürlich die Fähigkeit zu solchen Übungen und wird am Ende so unwissend und dumm, als es nur immer ein menschliches Wesen werden kann. Die Verknöcherung seines Geistes macht ihn nicht nur unfähig, an einer vernünftigen Unterhaltung teilzunehmen oder sie auch nur zu genießen, sondern sie läßt es auch in ihm zu keinem freien, edlen oder zarten Gefühl mehr kommen und erlaubt ihm selbst nicht, die alltäglichen Pflichten seines Privatlebens richtig zu beurteilen.

Adam Smith (1923 / 1776) Eine Untersuchung über Wesen und Ursachen des Volkswohlstandes. Band 3, Seite 123.

Samstag, 1. August 2009

Krise der Universitäten, Krise der Mittelschicht

Ein ausgezeichneter Artikel über die Hochschulkrise in Großbritannien (und anderswo) findet sich bei MUTE.
Carrying debt burdens that average £20,000 after a BA, they have also priced out of the housing market. They have had to work during their studies, in many cases full-time hours, and were not able to experience education as respite from the routine of the workplace that at least some of their parents' generation could. They have also had to deal with an education that has become progressively instrumental and marketised, facing pressure to not ‘make mistakes, take risks, or pursue any unorthodox form of inquiry that could compromise the all-important 2.1'. They now face bleak job prospects as graduate unemployment is set to rise by 22,000 this year. This phenomenon is not limited to the UK, as phrases such as ‘the 700 Euro Generation' (Greece), ‘the 1,000 Euro Generation' (Italy), and the ‘Internship Generation' (Germany) enter common speech.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Im digitalen Markt ist Knappheit künstlich, und der Mangel wird mit aufwendigen Schutzmaßnahmen erst erzeugt. Das heißt dann euphemistisch Digital Rights Management .

Diese und andere Weisheiten finden sich in meinem Kommentar zum Kindle-Skandal, erschienen im FREITAG.

Samstag, 25. Juli 2009