Mittwoch, 25. Februar 2009



Freitag, 20. Februar 2009


So also funktioniert das ...

Mittwoch, 18. Februar 2009



It is possible to produce the effect of a computing machine by writing down a set of rules of procedure and asking a man to carry them out. Such a combination of a man with written instructions will be called 'Paper machine'. A man provided with paper, pencil and rubber, and subject to strict discipline, is in fact a universal machine.

Alan Turing, Intelligent Machinery, 1948

Dienstag, 17. Februar 2009

"Wer (bewirft) wen?"

Die britischen Gewerkschaften zeigen sich in der Krise völlig hilflos: Wie "um Arbeitsplätze kämpfen", wenn täglich Massenentlassungen stattfinden und man ohnehin nicht streiken will? Bsonders arg getrieben hat es Unite im Fall der BMW-Fabrik in Cowley (bei Oxford). Dort wurden 850 Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen. Wieder trifft es zuerst die Leiharbeiter. Sie haben sie erst bei Schichtsende erfahren, dass sie in der nächste Woche nicht mehr gebraucht werden. Voilà!

Gewerkschaftsführer Woodley findet das "skandalös" und verlangt, dass die Regierung mit ihm redet. Nur: Unite wusste schon letztes Jahr "vor Weihnachten" von den Entlassungsplänen, hat aber irgendwie vergessen, es den Arbeitern in Cowley mitzuteilen. Die sind ebenso wütend auf die Gewerkschaft wie auf das Management, schreibt die Daily Mail:
‘here were angry scenes as sacked workers threw eggs and fruit at union representatives, accusing them of betrayal. They claimed that leaders of the Unite union had given assurances that they would be able to negotiate a deal to save their jobs.
One agency worker, Silvia Fernandes, said: ‘I’ve never been sick, I’ve never missed work and they tell me one hour before (the end of my shift) that I have been sacked. That’s not on. That’s why people are angry and so upset with BMW and with the union.’ Another said: ‘We should have been given one month’s notice, not one hour.’ Others vented their frustration by scratching car panels, smashing windscreens and hiding ignition keys’.
Die Gewerkschaft hatte der Presse zunächst nahegelegt, mit Obst seien Manager beworfen worden, bis sie zugeben mussten, dass niemand vom Management zugegen war:
Union sources said workers had thrown fruit at managers but BMW denied the claim. A spokesman said: "No BMW managers addressed the workers. I have confirmation that the fruit was thrown at union representatives."


Ziemlich mitreißendes Video davon:




Freitag, 13. Februar 2009


Dieser Diskussion vor den laufenden Kameras konnte ich nur mit Mühe folgen. Erst gegen Ende kam ich dahinter, daß "Haft" jetzt einen anderen Vorgang bezeichnet, als zu meiner Zeit. Der Verurteilte wird nirgends eingesperrt. Ihm wird lediglich ein feines Stützgeflecht um den Körper geheftet, eine Art Schnürleib, aus schmiegsamen, aber starken Stäben. Dieses Skelettmäntelchen unterliegt ständiger Kontrolle von seiten eines in die Kleidung eingenähten Compjuristen, d. h. eines miniaturisierten Gerichts-Computers. Der Mensch steht also unter dauernder Aufsicht, die ihn von vielen Tätigkeiten und von mancherlei Lebensgenüsse abhält. Der bislang fügsame Skelettmantel widersetzt sich dem Streben nach verbotenen Früchten.

Stanislaw Lem, Der futurologische Kongreß

Donnerstag, 12. Februar 2009



A ghetto can be improved in one way only: out of existence.

James Baldwin

Dienstag, 10. Februar 2009

Die Ausländer sind unser Unglück!

Unser Bildungsunglück nämlich. Gäbe es keine Migranten, wären wir Deutschen PISA-Weltmeister, behaupten Bildungspolitiker und Journalisten, und die Autorinnen des Nationale Bildungsberichts wählen als Schwerpunktthema "Migration". Eine kleine Fundsache: Wo befinden sich eigentlich die meisten Schulabgänger ohne Abschluß (Prozentsatz der 15 bis 17-jährigen im Schuljahr 2006/7)?

Mecklenburg-Vorpommern 12,1
Sachsen-Anhalt 11,3
Hamburg 11,2
Brandenburg 10,7
Berlin 9,9
...

Durchschnitt Ostdeutschland 9,9
Durchschnitt Westdeutschland 7,4


(Vor zwei Jahren habe ich über den migrantenfeindlichen Aspekt der Bildungspropaganda geschrieben.)

Montag, 9. Februar 2009



Samstag, 7. Februar 2009

"Netzwerke der Ableugnung"



Wenn von den Attentaten am 11. September 2001 die Rede ist, verwandeln sich scheinbar vernünftige, scheinbar realtitätsangepaßte Menschen in wüste Verschwörungstheoretiker. Warum eigentlich? Eine wunderbare Analyse findet sich in der neuen Ausgabe von Datacide.

Denial networks: on crisis and continuity in the 9/11 truth movement

Der Text kritisiert nicht nur luzide die Argumentationsstruktur, mit der die angeblichen Aufklärer und Nonkonformisten gegen "die offizielle Version" antreten, sondern beschreibt auch die Antriebe der "9/11 was an inside job!" - Bewegung. Wie resistent sie gegen Argumente sind, lässt sich dann an ihren Kommentaren unter dem Text ablesen. "Wir wollen glauben, unbedingt, aber etwas anderes." Und das hat offenbar Erfolg, wie eine aktuelle Meinungsumfrage nahelegt:
On average, 46 percent of those surveyed said al Qaeda was responsible (for the September 11th attacks), 15 percent said the U.S. government, 7 percent said Israel and 7 percent said some other perpetrator. One in four people said they did not know who was behind the attacks.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Deutschland - England 1:1



Vor ziemlich langer Zeit habe ich, damals noch für die Jungle World, über den britischen Sozialstaat geschrieben ("Die besten Arbeitsämter Europas"). Dabei kam der, kaum überraschend, nicht besonders gut weg. Nun hat mir eine Leserin folgendes Bedenkenswerte geschrieben:
Parallel müssten Sie eine Studie über Deutschland verfassen. Wissen Sie wie sozial Deutschland ist? Mein Mann bekommt nach 40 Jahren schwerer Arbeit 870 Euro Rente, wenn ich durch meine Putzarbeit (mehr kann ich nicht wegen meiner Diabetes) nicht noch ein Zubrot dazu verdienen würde, sehe es zappenduster aus. Und doch sind wir gerade über dem Satz, um evtl. Zuschüsse zu erhalten. Mein Stundenlohn betragt 8,78 Euro und über die Arbeitsmoral brauchen wir uns nicht unterhalten. Ich kann nur sagen, die Brüder meines Mannes stehen viel besser da in England. Beihilfen für Heizung, Busfahren ab 60 Jahren frei, akzeptable Mietbeihilfen usw. Ein Haus mit 2 Schlafzimmern kostet ca. 385 Pfund. Da schauen Sie mal, ob Sie das hier als Rentner alles bekommen. Als Diabetiker und Bluthochdruckkranker zahle ich mich hier dumm und dämlich. Das haben unsere Verwandten in England alles frei. Ich kann Ihnen ein Lied singen über diesen Sozialstaat in Deutschland. Besch...... Aber immer wieder wird in der Presse und wie man sieht auch im Internet Hetze auf England gemacht. Sollen sie doch erst mal vor der eigenen Haustür kehren.
Ich habe nichts hinzufügen, außer dass antibritische Hetze mir selbstredend fern liegt.

Another example of the Schadenfreude


Kurzer Spuk, schnell vorbei?



Mehrere britische Medien sagen, dass die Streikenden zur Arbeit zurückkehren - nach einem jämmerlichen Angebot, das die Gewerkschaften ausgehandelt haben. Scheinbar liefen die Verhandlungen auf ein Feilschen um einzelne Arbeitsplatz hinaus. "Nein, 60 sind nicht genug, gebt uns 70 ..." Am Ende wurden es 102 zusätzliche "britische Jobs" in Killingholme.

Ein lustiger Kommentar stand heute im Telegraph: "Wo soll das aufhören? Schwule Jobs für Schwule? Dicke Jobs für Dicke?"

Lass uns nicht von Prekarität reden

Schon gar nicht mit Soziologinnen, die vom Bundesamt für Arbeit und Soziales bezahlt werden. Natalie Grimm vom (Hamburger Institut für Sozialforschung) berichtete am Dienstag über "Prekarisierte Erwerbsbiographien", und ich berichte über ihren Vortrag.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Streiks in Großbritannien



Ich habe vorgestern einen Artikel zur Streikbewegung bei Telepolis veröffentlicht, der mehr Material und Links enthält. Wobei die Bewegung natürlich ein moving target ist (wie der Name sagt) und der Text in Teilen schon wieder von den Ereignissen überholt wurde. Heute haben die Arbeiter in Killingholme ein Kompromissangebot, das von der Regierung (und den Gewerkschaften?) ausgehandelt wurde, ausgeschlagen. Die BBC berichtet:

At a mass meeting on site on Wednesday, protesters heard a proposed deal would see 40 skilled and 20 unskilled jobs being made available to the British workforce. But our correspondent said they believed the figure was too low. They have also demanded proof that the foreign workers being brought in are on the same pay and terms and conditions as their British counterparts.

Dienstag, 3. Februar 2009

Das schlimmste Wortspiel

... das deutschen Gewerkschaftern lustig oder werbewirksam vorkommt - hier ist es wieder:



Nie habe ich verstanden, was damit gesagt sein soll. "Wir produzieren den Mehrwert, also bitte , gebt uns was ab"? Sprich: "Ohne uns keine Mehrwertproduktion"? Sprich: "Kein Kapitalismus ohne Schulpflicht"? Darauf immerhin können wir uns einigen.

(Von ähnlicher Qualität ist, wie VER.DI die Kampagne gegen Leiharbeit nennt. Nämlich HUNDERTPROZENTICH.DE.)

"Prison crisis"

Es gibt einen neuen Radiobeitrag bei der "Deutschen Welle" von mir - auch zum Anhören. Das Stück stellt die Krise des britischen Strafvollzugs dar.