Donnerstag, 7. Oktober 2010

Sicherungsverwahrung zum letzten: Das Internetmagazin The European interviewt den forensischen Psychiater Hans-Ludwig Kröber, mit dem zu sprechen ich auch schon das Vergnügen hatte. Lesen lohnt sich, weil Kröber viele Vorurteile über das Klientel angeht, die in der SV landen.
Wir haben beispielsweise bei den sieben Fällen Berlins, die möglicherweise aus der Sicherungsverwahrung entlassen werden, eine Altersspanne von 50 bis 69 Jahren. Einer von ihnen ist seit einem Schlaganfall halbseitig gelähmt, ein anderer verlässt seit Jahren seine Zelle nicht mehr und liegt ununterbrochen vor dem Fernseher. Sie alle haben natürlich diverse internistische Komplikationen. Viele von ihnen sagen dann auch einfach: “Ihr habt uns hier reingebracht, jetzt seht bitte zu, wie ihr mit uns fertig werdet.”

Und:
Im Hinblick auf wirkliche Gefahrenlagen geht die Diskussion an der Wirklichkeit vorbei. Die Gefängnisse und Gerichte entlassen jedes Jahr viele hundert Menschen aus der Haft. Unter diesen Menschen befinden sich pro Jahr ca. 100 bis 300 Menschen, die hochgradig gefährlich sind. Das sind Menschen, die fünf, sieben oder neun Jahre Strafe verbüßt haben und mit einer erheblichen Wahrscheinlichkeit weiterhin straffällig bleiben. Dieser Teil der Entlassenen bildet nun die eigentlich gefährliche Gruppe. Nicht etwa die Sicherungsverwahrten, die in ihrer Vitalität schon erheblich gedämpft sind und eigentlich nur vorgezogen entlassen werden. Bis 1998 sind diese peu à peu entlassen worden. Nie hat jemand gemerkt, dass die nach zehn Jahren Entlassenen Sicherheitsprobleme verursachen.