Dienstag, 16. November 2010

Die Macht des Lügendetektors

In der FAZ von gestern steht ein Beispiel für staatliche Überwachung, das gleich zweifach typisch ist: äußerst übergriffig und letztlich gegen bewusste Täuschung nicht besonders wirksam! (In "Datenschatten" habe ich das ausführlich erläutert.)
Die jüngsten technischen Innovationen auf staatlicher Seite sind Pläne gewesen, Steuersündern mit Hilfe von Lügendetektoren auf die Spur zu kommen und Sozialhilfebetrüger durch den Einsatz von Stimmanalyse-Apparaten aufzuspüren. In einem Pilotversuch mit 23 Behörden wurden Telefonanrufe solchen Audiodetektor-Tests unterworfen, um festzustellen, ob ein höheres Niveau von Stress oder Nervosität in der Stimme von Anrufern auf die Absicht hindeuten könne, dass die Betreffenden unrechtmäßig Leistungen verlangten. Das Arbeitsministerium brach die Versuche vor einigen Wochen mit der Begründung ab, sie seien "ihr Geld nicht wert" gewesen.

Es wäre interessant zu erfahren, ob die Anrufer von diesen "Audiodetektor-Tests" eigentlich wussten und wie das die Ergebnisse beeinflusste. Scheinabr aber galt auch für diesen Lügendetektor, dass ernur die überführt, die ein schlechtes Gewissen haben und / oder an sein Funktionieren glauben. Wie in dieser wunderbaren Szene aus The Wire:



Die Macht des Lügendetektors ist der Glaube an seine Macht. Eine kurze Internetsuche führt mich zu "The Polygraph and Lie Detection" (2003):
The research on the detection of deception from demeanor includes the presumption that liars experience more stress than truth-tellers, especially in high-stakes circumstances, and that this stress shows in various channels, including in the voice. Recent meta-analytic evidence shows consistent associations of lying with vocal tension and high pitch (DePaulo et al., in press). Applied efforts to develop measures of voice stress for the detection of deception have not been very successful, however.