Mittwoch, 11. Januar 2012

"Die Macht des Lügendetektors beruht auf dem Glauben an die Macht des Lügendetektors"

Mein Interview mit Ken Alder über die Geschichte der Polygraphie ist bei Telepolis erschienen. Alder kritisiert die Vorstellung, an körperlichen Zuständen ließen sich subjektive Wahrheit oder "bösartige Absichten" ablesen, und erklärt, warum die Technik trotzdem nicht totzukriegen ist.
Alder: Der Lügendetektor ist eine Maschine der Einschüchterung. Die Methode funktioniert umso besser, je mehr der Befrager an die Wirksamkeit des Apparats glaubt oder wenigstens den Befragten überzeugen kann, dass die Maschine tatsächlich herausfinden kann, ob er lügt. In meinem Buch beschreibe ich, wie der Erfinder Leonarde Keeler den Glauben an die Effektivität des Detektors kultivierte. Keeler nutzte dazu zum Beispiel einen Kartentrick: Die Verdächtigen mussten abstreiten, dass sie eine bestimmte Karte gezogen haben, wenn er die richtige Karte aufdeckte - angeblich mit Hilfe des Lügendetektors, in Wirklichkeit, weil er die Karte markiert hatte.
Interessant ist die Thematik "Lügendetektion", weil ja gerade in modernisierter Form ähnliche Systeme entwickelt werden, beispielsweise in den USA die Future Attribute Screening Technology. Und auch in Europa nutzt Überwacshungstechnik zunehmend körperliche Signale, um "verdächtiges Verhalten" zu entdecken.

Und weil die im Interview erwähnte Szene aus The Wire eine ganze Promotion ersetzt, hier noch mal: