Samstag, 18. Februar 2012

Der Algorithmus, bei dem man mit muss?

Die Algorithmen haben gerade einen schlechten Leumund, wie Kathrin Passig vor kurzem in der Süddeutschen ganz richtig festgestellt hat.
"Algorithmus" war einmal ein unschuldiges, ein bisschen langweiliges Wort, so ähnlich wie "Grammatik" oder "Multiplikation". In der Presse tauchte das Wort auch weiterhin nur dann auf, wenn jemand sagen wollte, dass da etwas Kompliziertes in einem Computer vorging, was man aus Rücksicht auf den Leser jetzt nicht so genau erklären mochte ... So ging das bis zum Frühjahr 2010. Seither ist kein Monat ohne großen Feuilletonbeitrag über das unbeaufsichtigte Treiben der Empfehlungs- und Filteralgorithmen vergangen, und seit dem Erscheinen von Eli Parisers Buch über die "Filter Bubble" Mitte 2011 ist "Algorithmus" auf dem besten Weg zum Schulhofschimpfwort.
Genau, kann ich da nur sagen. Ansonsten teile ich allerdings Passigs Position nicht ganz: Ich finde das automatisierte Bewerten und Einsortieren im Internet und anderswo problematisch - nur tragen Computertechnik und ihre vielgeschmähten Algorithmen dazu eigentlich wenig bei. Warum es geht - und warum es stattdessen gehen sollte - ist Gegenstand meines Features, das in knapp zwei Wochen - genauer gesagt: Freitag * 2. März * 19 Uhr 15 - vom Deutschlandfunk ausgestrahlt werden wird:


"Vor nicht allzu langer Zeit ist die Geschichte der Automatisierung in ein neues Stadium eingetreten. Nachdem die Maschinerie die Aufgaben des Körpers und der Sinnesorgane übernommen hatte, blieb als letztes menschliches Alleinstellungsmerkmal die Fähigkeit, Zeichen zu interpretieren und Entscheidungen zu treffen. Können das jetzt auch Maschinen? Auf jeden Fall tun sie es, immer häufiger.
Wenn Versicherungen Schadensfälle bearbeiten oder Banken die Kreditwürdigkeit eines Kunden einschätzen, wenn vor der Entlassung aus dem Gefängnis das Rückfallrisiko eines Insassen kalkuliert wird oder Werbefirmen auswählen, wer im Internet welche Werbung zu sehen bekommt, dann entscheidet Software."
Es treten auf: Programmierer und IT-Berater, Polizisten, Suchmaschinenoptimierer, Bankangestellte, Psychiater.