Montag, 25. November 2013

Woran liegt es? An der völligen Ereignislosigkeit, an der unerträglichen Ödnis der deutschen Politik? Am gegenwärtigen Ausbleiben von Naturkatastrophen? Was immer auch der Grund sein mag, Spiegel-Online fängt an, richtig gute Schlagzeilen zu bringen:



Ja, das geht in die richtige Richtung. Ich hätte eine Menge Ideen für die nächsten Aufmacher:

Arbeit von Angestellten wird überwacht



Arbeiter bekommen Mehrwert nicht gezahlt



Spiegel-CVD, ruf mich an!

Mittwoch, 20. November 2013

Entfremdung, zeitgemäß


Angeblich fühlen sich höherqualifizierte Beschäftigte zunehmend als Hochstapler. Sie leiden unter dem Gefühl, sie seien ihren Aufgaben eigentlich nicht gewachsen, ihre Qualifikation habe mit ihren Aufgaben nichts zu tun, und sie haben Angst, als Hochstapler erkannt zu werden. Das Wallstreet Journal berichtet über solche "imposter fears", "Hochstapler-Ängste":
Imposter fears are common among men and women alike, research shows, and are blamed for an array of problems, from high college-failure and dropout rates to low female participation in math, engineering and science jobs. Separate from general emotional insecurity, imposter fears affect high achievers and tend to focus on worries about being exposed as a phony. These feelings can come up in many situations in the workplace—when an executive is called upon to accept a promotion, dig into a tough project, or give voice to a fledgling idea.
Der Artikel empfiehlt verhaltenstherapeutische Interventionen.

Ich sage: Dieses Syndrom hat das Zeug zur "Psychischen Störung der Woche". Sind wir denn nicht alle Hochstapler, wenigstens ein bisschen? Wer weiß denn noch, was er da eigentlich tut, im Krankenhaus oder der Sendeanstalt, als System-Administrator oder Stadtplaner?

Montag, 18. November 2013


Milos Rajkovic aka Sholim aus Belgard fertigt surrealistische Portraits als animierte GIF.

„Nötig ist mehr Forschung“

"Sexismustief nähert sich vom Atlantik"
Forschung ist wie Kokain: nie ist genug davon da! Schon immer haben die Studierenden auf den letzten Metern ihrer Abschlussarbeit stereotyp darauf hingewiesen, dass jetzt zwar einige, aber noch längst nicht alle Fragen geklärt seien. Dieses inkrementelle Wissenschaftsverständnis hängt mit der universitären Arbeitspraxis zusammen, auf vielfältige und widersprüchliche Art.

Montag, 11. November 2013

Was widerfährt eigentlich den Whistleblowern, die nicht bei der NSA gearbeitet haben?

Gestern war auf RBB Kulturradio mein Feature "Das schmutzige Nest - Was Whistleblower bewegt und was ihnen geschieht" zu hören. Ich habe versucht, die Aufmerksamkeit auf jene Hinweisgeber zu lenken, die weniger Schlagzeilen machen als Snowden, deren Enhüllungen Verhältnisse betreffen, die zwar schlimm, aber gar nicht unbedingt illegal sind. 
Geheimnisverräter wie Edward Snowden, die durch ihre Enthüllungen Staatsaffären auslösen, sind die Ausnahme. Whistleblower finden sich in allen gesellschaftlichen Bereichen. Es sind Finanzbeamte, Lastwagenfahrer oder Altenpflegerinnen, die aus Gewissensgründen Missstände aufdecken wollen und sich an die Öffentlichkeit wenden. Viele zahlen dafür einen hohen Preis.

Auf der Internetseite vom RBB kann übrigens eine Audiodatei der Sendung runtergeladen werden.


Freitag, 8. November 2013

Die "Strafsteuer für Dicke" ist eine Strafsteuer für die Armen.

Die Bild-Schlagzeile bringt ziemlich gut auf den Punkt, was konservative und sozialdemokratische Gesundheitspolitiker offenbar gerade aushecken.
Edgar Franke, Mitglied des Bundestags-Gesundheitsausschusses, zu BILD: „Übergewicht und Fettleibigkeit sind Hauptrisikofaktoren für Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und Krebs. Eine Gesundheitssteuer auf besonders fetthaltige und zuckerreiche Nahrungsmittel wie Chips, Fastfood und extrem kalorienreiche Süßigkeiten würde das Ernährungsbewusstsein vieler Menschen mit Übergewicht schärfen und könnte so eine gesundheitspolitisch wünschenswerte Veränderung des Essgewohnheiten bewirken.“ Franke schlägt einen „Aufschlag in Höhe des halben Mehrwertsteuersatzes“ auf Produkte mit umgerechnet mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm vor.
Dabei geht es, sagt das sozialdemokratische Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags, nicht etwa um eine gesundheitspolitisch verbrämte Steuererhöhung, sondern um die "Volksgesundheit". Frankes Kollege im Gesundheitsauschuss, Erwin Rüddel von der CDU, signalisiert Zustimmung. Die Chance stehen also gut,  dass eine Zucker/Fett-Steuer kommt. Sie stehen also schlecht. Argumentiert wird mit der Sorge um die Gesundheit:
Experten schätzen die jährlichen Kosten infolge der durch Übergewicht verursachten Krankheiten auf rund 17 Milliarden Euro. Übergewicht kann unter anderem Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Gelenkschäden sowie Darm-, Prostata- und Brustkrebs verursachen.

SPD-Mann Franke will deshalb die Mehreinnahmen aus der „Dicken-Steuer“ vor allem für zusätzliche Präventionsmaßnahmen verwendet wissen.
Den Experten möchte ich kennenlernen, der die Krankheitskosten, die durch Diabetes oder Herzinfarkte verursacht werden, einfach mal so aufs "Übergewicht" zurückführt und dabei ein ernstes Gesicht behält.

Mittwoch, 6. November 2013


Sie nennen es "Herbst".

Freitag, 1. November 2013

Und noch etwas ...

Die Negation, die sich in Lou Reeds Stück "Heroin" ausdrückt, ist so unbestimmt gar nicht.
Because when the smack begins to flow
I really don't care anymore
About all the Jim-Jim's in this town
And all the politicians makin' crazy sounds
And everybody puttin' everybody else down
And all the dead bodies piled up in mounds
Als ich das zum ersten Mal hörte, war ich fünfzehn. Stichwortartig, ja, aber eine bessere Zusammenfassung, was an dieser Gesellschaft falsch ist, kenne ich bis heute nicht.

Die posthume Eloge, eine seltsame Kunstform

Lou Reed ist tot, mir macht das immer mehr zu schaffen.
Meine erste Reaktion auf die Nachricht war: Ach.
Die zweite, eingespielte: So alt war der doch noch gar nicht!

Das denke ich jetzt nämlich immer öfter, wenn Menschen des öffentlichen Lebens sterben, die mich durchs Leben begleitet haben. Die dritte oder vierte Schallplatte meines Lebens, ganz genau weiß ich's nicht mehr, war von Velvet Underground. Meine jüngeren Freunde sagen mir, 71 Jahre sei doch ganz in Ordnung. Aber mit zunehmendem Alter, will sagen: mit abnehmendem Abstand zum Tod, denke ich: Ein paar Jahre hätten doch noch drin sein müssen ... Ganz unabhängig von der Jahreszahl am Anfang des jeweiligen Nachrufs