Freitag, 8. August 2014

Der Internethandel als ökologisches Problem

Um die Ansprüche seiner Beschäftigten in Deutschland zu umgehen, verlagert Amazon Teile seiner Logistik nach Polen und Tscheschien.
Der Online-Versender verlangt von deutschen Verlagen, dass sie Bücher verstärkt über ausländische Versandzentren schicken – und damit im Ergebnis zur Umgehung potenziell streikgefährdeter deutscher Logistikstandorte beitragen. Die Verlagshäuser sollen, beginnend im September, rund 40 Prozent ihrer Bücher, Hörbücher und anderer Medien über neue Logistikstandorte in Polen und Tschechien an ihre inländischen Kunden schicken.
heißt es in der Welt. Ob damit Amazon allerdings wirklich die "deutsche Gewerkschaft austrickst", wie die Überschrift des Artikels lautet, ist völlig offen. Schließlich wird das Unternehmen die Transport-Kosten nicht gänzlich auf die Verlage abwälzen können, und auch in Polen und Tschechien sind die Beschäftigten lernfähig und werden entsprechende Lohnforderungen stellen.

In diesem Zusammenhang wird aber noch etwas anderes deutlich: Der Internethandel bei gleichzeitiger Deregulierung der Logistik ist eine veritable ökologische Katastrophe. Einst kam der Postbote langsam, aber zuverlässig und vor allem nur einmal am Tag, heute fahren diverse Kurierdienst mit ihrem Auto. Bei mir zuhause habe ich einmal sieben verschiedene Lieferdienste gezählt, von denen viele nur ein Paket bringen!
... der Börsenverein des deutschen Buchhandels: "Amazons Plan bedeutet eine Vervielfachung der Wege und der damit verbundenen Kosten für die Verlage", monierte Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis gegenüber der "Welt".
Dazu komme eine erhebliche Umweltbelastung. Bestelle etwa ein Kunde in Frankfurt am Main ein Buch bei Amazon, so müsse es ab Verlag bei Auslieferung über das Lager Breslau im Schnitt rund 1200 Kilometer zurücklegen. Verlaufe die Lieferkette über ein deutsches Amazon-Lager, seien es im Schnitt nur 450 Kilometer – und nur 260 Kilometer bei einer direkten Verlagsauslieferung an den Buchhändler um die Ecke.
In der ungünstigsten Variante entstehe ein Ausstoß des Klimagases CO2 von 58 Gramm pro Buch, gegenüber knapp 14 Gramm beim kürzesten Weg, geht weiter aus einer Beispielrechnung des Börsenvereins hervor. Amazon werde mit seinem Vorgehen zum "Klimakiller", lautet der Vorwurf.