Donnerstag, 29. Dezember 2016

Diese wichtige Information konnte uns web.de nicht vorenthalten: sterbender Mann hatte kurz vor seinem Tod zugenommen.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Subversive Absicht oder einfach dämlich? Jedenfalls ein weiterer Grund, web.de zu lieben:

Samstag, 17. Dezember 2016

Wer wie web.de in einem sehr fragilen Glashaus sitzt, sollte anderen lieber nicht Niveaulosigkeit vorwerfen, finde ich.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Fun fact # 26: Autoverkehr

Die durchschnittliche Motorleistung von in Deutschland neuzugelassenen Personenkraftwagen ist seit dem Jahr 2008 von 96 Kilowatt auf knapp 106 Kilowatt gestiegen. Dies führte im Jahr 2015 laut dem Statistischen Bundesamt zu einem zusätzlichen Verbrauch von 3,7 Milliarden Benzin und Diesel und einem zusätzlichen Ausstoß von 9,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Die Emissionen sind in diesem Zeitraum um 4,6 Prozent gestiegen.

Mittwoch, 7. Dezember 2016

"You just need someone to talk to? Press 1"

Das krasseste Beispiel für Solutionismus, das mir bisher begegnet ist.
We envision this resource as Project Houston, a mixed computer/human-computation service for distressed people. Overwhelming situations cause enormous societal and economic costs: violence, suicide attempts, hunger, lack of transport, homelessness, failure to access care, and job loss. When unaddressed, these problems tend to intensify, piling misery upon misery. They especially touch those least equipped to solve their problems including: the elderly infirm, people with mental illnesses, the isolated, ex-prisoners and youth. Individuals do not always have the appropriate expertise to address these problems but could benefit from access to the expertise of others.

Project Houston would address these issues by using state of the art sensing, speech analysis, and natural language understanding to detect distress and offer help. Once help is requested, it would provide triage and first-level care using crowd-sourced, computer supported composite personalities, bringing together the various traits needed to support the person. By semi-automatically assembling dynamic teams of volunteers, along with low and high level specialists, Project Houston could provide immediate 24-hour assistance. With computer-supported persistent memory and response integration enhanced by continuous machine learning, Project Houston could provide a consistently kind and patient personality even if the “crowd” changes completely over time in response to an escalating problem until the problem is resolved – just like mission control.

Es handelt sich bei dieser Idee nicht um einen Witz oder, falls doch, um einen wirklich aufwändig inszenierten Witz (PDF).

Montag, 28. November 2016

Ich schreibe ein Buch

Sagte ich das schon?

Freitag, 25. November 2016

Montag, 21. November 2016

Freiwilliger Gehorsam

Für die Sendung Andruck beim Deutschlandfunk habe ich das Buch "Autorität und Verantwortung" von Paul Verhaeghe besprochen. Der Beitrag kann dort auch angehört werden.
Die öffentliche Debatte über Erziehung verläuft im Zickzack – hin und her zwischen der Forderung nach einer harten Hand und der nach mehr Selbstbestimmung. Das vorliegende Buch "Autorität und Verantwortung" gehört nicht in dieses Genre, und Verhaeghe suggeriert auch nicht, es käme nur auf die richtigen Erziehungsmethoden an. Autorität ist für ihn ein gesellschaftliches Verhältnis. "Die Autorität, die Eltern über ihre Kinder haben, wird ihnen von der Gesellschaft gegeben. Wenn das nicht der Fall ist, dann sprechen wir von Macht, bis hin zu Gewalt und Misshandlung. Autorität bedeutet freiwilliger Gehorsam. Menschen halten sich an Regeln, ohne dazu gezwungen zu werden."

Samstag, 12. November 2016

Apokalyptische Szenen, fasziniernde Bilder, klicken bitte hier ...

Mittwoch, 9. November 2016

Ich schreibe ein Buch

Der Titel lautet "Automatisierung und Ausbeutung - Was wird aus der Arbeit im digitalen Kapitalismus?", erscheinen wird es im Frühjahr. Schon gespannt, was darin stehen wird? Mir geht es ähnlich ...

Sonntag, 30. Oktober 2016

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Künstliche Intelligenz revisited

Was unterstellt mir dieser Algorithmus eigentlich? Dass ich eigentlich Manfred Krug beim Baden zusehen will und nur zum Schein nach Marx-Zitaten suche? Was weiß er, was ich nicht weiß?

Kluge Köpfe lesen FAZ, aber fühlen sich unwohl

Die Leserumfrage in der FAZ klingt spaßig, obwohl das Thema natürlich ein ernstes ist:

Gefunden in dem interessanten Streitgespräch zwischen Hartmut Rosa und Martin Dornes. Wie würden Sie entscheiden? Irgendwie befremdet es mich, diese Frage einer Mehrheitsmeinung zu überantworten, aber das Ergebnis ist immerhin interessant und eindeutig: die FAZ-Leserschaft fühlt sich mehrheitlich malad.

Montag, 17. Oktober 2016

Fun fact # 25: "Energiewende"

Seit 2010 sind die Energiekosten der deutschen Industrie um etwa ein Fünftel gesunken.

Montag, 10. Oktober 2016

Wo ist diese künstliche Intelligenz, wenn ich sie einmal brauche?

Dienstag, 4. Oktober 2016

Von der künstlichen Intelligenz zur künstlichen Emotion # 2

Englische Roboter an der gegenwärtigen Automatisierungsfront: Was will dieses humanoide Wesen eigentlich? Und was wird es als nächstes tun?

Montag, 5. September 2016

Samstag, 3. September 2016

Von der künstlichen Intelligenz zur künstlichen Emotion

Meine Lieblingsstelle in diesem kurzen Werbefilm: eine Mitarbeiterin sitzt im Kontrollraum vor Bildschirmen und schickt dem Roboter Anweisungen, wie Mimik, Gestik und Intonation zu verstehen sind. Sind da Rationalisierungspotentiale? Ein Lehrer steuert sieben Roboter gleichzeitig?

Dienstag, 30. August 2016

Clickbait bei web.de: Wer sich überwindet und den Artikel liest, erfährt, dass der monatliche "Profit" der Erwerbslosen bei höchstens fünf Euro liegt.

Samstag, 20. August 2016

Burka-Trägerinnen haben noch einen weiten Weg vor sich, bis sie beim großen Web.de-Hintern-Raten mitmachen dürfen.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Montag, 11. Juli 2016

Legasthenie prime time

Montag, 27. Juni 2016

Qualitätsjournalismus Twitter-Style

Wennn sich die Ereignisse überschlagen, so wie gerade in Großbritannien, muss es schnell gehen. Leider kommt es mir manchmal vor, als wäre diese Geschwindigkeit wie ein rassend schneller Kreisel, der sich auf derselben Stelle dreht.

Wie die Reporterin, die eine neue Entwicklungen in der gegenwärtigen Krise der Labour Party erst in alle Welt twittert und eine Minute später die Korrektur hinterherschickt. Weshalb beide Nicht-Nachrichten dann einträchtig bei der BBC stehen.

Sonntag, 19. Juni 2016

Bolle, mitten im Sommer

Am Sonnabend war ein 20-jähriger Twingo- Fahrer gegen 17.30 Uhr auf dem Tempelhofer Damm in Fahrtrichtung Tempelhofer Hafen unterwegs, als er verkehrsbedingt im linken Fahrstreifen anhalten musste. Dahinter soll ein weiteres Fahrzeug angehalten haben, aus dem vier Insassen ausstiegen und gegen die Fahrertür geschlagen und getreten haben, bis sie diese schließlich öffnen konnten. Die bisher Unbekannten sollen den jungen Mann dann aus dem Wagen gezogen und ihn mehrmals getreten haben. Als ihm der 19-jährige Beifahrer zur Hilfe kam, soll dieser ebenfalls geschlagen worden sein.
So steht es in der Berliner Zeitung von gestern. Die Amerikaner sagen road rage dazu, ich nenne es Berliner furor teutonicus automobilis.
Anschließend stiegen die Täter wieder in ihren Renault, fuhren los, rammten dabei einen im rechten Fahrstreifen wartenden Smart und schoben ihn so zur Seite. Der angegriffene Fahrer erlitt Verletzungen am Kopf und kam mit einem alarmierten Rettungswagen in ein Krankenhaus.
Zwischen den Zeilen der Polizeimeldung gelesen: die Autos am Tempelhofer Damm stehen am Freitagnachmittag wieder einmal dicht an dicht, es geht einfach nicht voran und die Nerven liegen blank. Der Motor heult, der Fahrer schimpft, aber es nutzt nichts. Die anderen sind im Weg, also: Feinde. Die durchschnittliche Geschwindigkeit mit dem Auto liegt in dieser Stadt nur wenig über 20 Stundenkilometer, aber das hindert die Fahrer nicht, zwischen zwei Ampeln auf 80 kmh zu beschleunigen. Der Irrsinn im Straßenverkehr wird immer lebensgefährlicher.

Freitag, 17. Juni 2016

Als ich noch ein Berufsanfänger war, lernte ich schnell, dass Floskeln zu den Kernqualifikationen eines Journalisten gehört. Sozusagen aus Notwehr begann ich damals, Phrasen zu sammeln, die ich mir selbst verbot (und bis heute habe ich mich weitgehend daran gehalten). Mein kleines "Lexikon der verbotenen Phrasen" findet sich hier.

Nun entdecke ich das schöne Projekt Floskelwolke, das mehr oder weniger denselben Ansatz verfolgt, allerdings interaktiver und gründlicher: alles drin, von "Abstellgleis" bis "zeitnah"! Betrieben wird die Seite von den Nachrichtenredakteuren Udo Stiehl und Sebastian Pertsch.

Dienstag, 14. Juni 2016

Die Masse macht's

Für das Neue Deutschland habe ich einen Artikel über Crowdworking / Crowdsourcing geschrieben (ist hinter einer Paywall, die brauchen jeden Cent!). Aus meinem Text:
„50 bis 70 Wörter“ über eine Wolljacke verfassen, damit sind bei Greatcontent 1,47 Euro zu verdienen – allerdings nur, sofern der Text nicht gekürzt wird, denn bezahlt wird lediglich die veröffentlichte Textmenge, nicht die abgelieferte! Die Digitalisierung macht es möglich, Tätigkeiten ins Netz zu verlagern, digitale Minijobs für Mikrolöhne. Oft ist von Crowdsourcing die Rede, ein Kofferwort aus den englischen Ausdrücken Crowd (Masse) und Outsourcing (Auslagerung). Der besondere Charme dieser Arbeitsform: Die entsprechenden „Plattformen“ treten lediglich als Vermittlungsagenturen zwischen Auftraggebern und selbständigen Auftragnehmern. Ob die Beschäftigten sich eine Sozialversicherung leisten können oder der Lohn angemessen ist, all das geht einen solchen „Marktplatz“ nichts an.

Freitag, 10. Juni 2016

Bekanntlich ist es nicht einfach, Filme gegen den Krieg zu machen, die nicht zu Kriegsfilmen werden. Die Bilder der Gewalt faszinieren uns, die Bewegungen von Flucht und Angriff sind spannend, egal welche Absichten der Regisseur hatte. Wer nur auf Schauwerte abstellt, tappt in die Falle. Das gilt ebenso für die Berichterstattung.

Und was macht nun die Redaktion von web.de? Die kennt nur Schauwerte und Click-Mengen, weshalb sie ein sexy Propagandabild einer Mörderbande, mit Bildberarbeitung aufgepeppt, einfach - übernimmt.

Freitag, 3. Juni 2016

Kollege Roboter, Vorarbeiter Computer

Wie verändert die Digitalisierung die Fabrikarbeit? Allerweltsweisheiten über die "Industrie 4.0" kursieren zuhauf. Ich habe mich für die Sendung Impuls bei SWR 2 bemüht, hinter die Fassade zu schauen. Für meine Reportage habe ich zwei Fabriken besucht und mit vielen Wissenschaftlern gesprochen.
Die deutsche Arbeitswissenschaft sucht gegenwärtig nach der perfekten Mischung – der optimalen Kombination von menschlicher Arbeit und automatischen Maschinen. Aber nach welchen Kriterien soll beurteilt werden, welches Mischverhältnis das richtige ist?

Mittwoch, 1. Juni 2016

Montag, 30. Mai 2016

Rette sich, wer kann! Die Roboter greifen an ...

.. oder doch nicht? Gibt es wirklich - wie in der Industrie 4.0-Debatte oft behauptet - gewaltige Automatisierungspotentiale in den Fabriken? Wie wird sich die Arbeit verändern? In einem neuen Artikel für die Wochenzeitung versuche ich, Fakt und Fiktion zu trennen.

Mit einer historischen Anekdote, der Geschichte von "Eric Robot", versuche ich zu zeigen, dass die Hochstapelei immer ein wichtiger Bestandteil der Robotik war und bis heute geblieben ist. Englische Modellbau-Enthusiasten fertigten ihn in den 1920er Jahren, zur Eröffnung der Jahresversammlung der Britischen Modellbau-Gesellschaft.
Der sprechende Roboter war etwa anderthalb Meter hoch, konnte sich aus einer sitzenden Haltung aufrichten und den Oberkörper nach vorne neigen, wie bei einer Verbeugung. Nach seiner Ansprache beantwortete Eric Fragen aus dem Publikum und kannte die korrekte Uhrzeit. Seine Sprachfähigkeit beruhte auf einem eingebauten Funkgerät, das die Antworten eines Menschen wiedergab, was Erics Erfinder allerdings für sich behielten.

Heute lässt kaum noch verstehen, warum „Eric, der mechanische Mensch“ das Publikum und die Presse so erregte und faszinierte. Seine Augen bestanden aus Glühbirnen, die rhythmisch aufleuchteten, während er sprach, sein Gesicht aus gebogenen Blechplatten. Eine Schönheit war der Roboter wirklich nicht; die zahlreichen zeitgenössischen Berichte schwanken zwischen Mitleid und Abscheu.

Trotzdem wurde Eric zu einer Berühmtheit, und seine Erfinder nahmen ihn mit auf Tournee nach Amerika, Australien und Kontinentaleuropa. In einem Interview erklärte einer von ihnen, der Modellbauer William Richards, wegen seinen beschränkten motorischen Fähigkeiten könne Eric bisher nur Löcher in Holz oder Metall bohren. „Zwei Leute müssen ihn dabei unterstützen; unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten lohnt er sich also nicht.“ Allerdings fügte der Erfinder hinzu: „Wozu verbesserte Roboter in der Lage sein werden, das wird sich erst in der Zukunft herausstellen.“

Ist das aufsehenerregende Produkt der Firma Boston Dynamics, "Atlas" nur die jüngste Episode in der Geschichte der Robotik / Hochstapelei? Seit Anfang des Jahres kursieren Gerüchte, denen zufolge Google, der Mutterkonzern von Boston Dynamics, den Roboterhersteller am liebsten wieder loswerden möchte. Man sehe „in den kommenden Jahren kein vermarktbares Produkt“. Angeblich haben Toyota und Amazon Interesse bekundet – Firmen, für die Logistik eine große Rolle spielt. Die Medienoffensive mit Atlas ist wohl in diesem Zusammenhang zu sehen.
Bis jetzt machen autonome Roboter wie ihr Vorfahre «Eric Robot» in der Praxis oft mehr Mühe, als dass sie die ArbeiterInnen entlasten. Je autonomer und komplexer sie agieren – und je enger Mensch und Maschine zusammenarbeiten –, desto grösser wird womöglich der Arbeitsstress. Die Roboter halten in der Regel an, sobald ein unbekanntes Objekt in ihr Sensorfeld tritt. Ihre menschlichen KollegInnen müssen deshalb darauf achten, dass sie dem Apparat nicht zu nahe kommen, sonst stoppt die Produktion. Beschäftigte müssen einem fahrenden Roboter ausweichen, der sie nicht erkennt. Unflexible und unausgereifte Roboter zwingen die Arbeiter, sich den Abläufen und Fähigkeiten der Maschine anzupassen.
Immerhin: erfolgreiche Hochstapelie ist auch eine technische Leistung. Besteht vielleicht darin der Antrieb des Fortschritts, in der immer ausgefeilteren Täuschung des Publikums, der Imitation? Wie auch immer, die unausgeschöpften "Automatisierungspotentiale" liegen in Wirklichkeit anderswo - nämlich in einer optimierten Steuerung der vernetzen Produktion, anders gesagt: in einem digitalen Taylorismus.
Weil immer mehr Maschinen und teilweise auch Werkstücke mit Sensoren und Funketiketten ausgestattet sind, entsteht ein immer detaillierteres digitales Abbild des Produktionsprozesses. Daten aus den verschiedenen Prozessen können nun zusammengeführt und die Datenbanken permanent mit Messwerten aus dem laufenden Betrieb aktualisiert werden. Auf dieser Grundlage wird es möglich, die Abläufe automatisch und in Echtzeit zu überprüfen und zu verbessern.
Solche selbstoptimierenden Systeme sind bereits in der Entwicklung. Programme suchen mit automatischer Mustererkennung nach den optimalen Werten für eine Industrieanlage, etwa nach dem besten Verhältnis von Temperatur zu Druck in den Kesseln einer Chemiefabrik. Die Verfahren beruhen auf den gleichen Sortier- und Pfadfinderalgorithmen, die in Routenplanern wie Google Maps zum Einsatz kommen.
Solche Systeme steuern aber nicht nur Industrieanlagen, sondern auch Menschen – etwa wenn sie die Reihenfolge der zu erledigenden Arbeitsschritte vorgeben. Erhält die Firma einen wichtigen Auftrag, zieht das System die entsprechenden Arbeiten vor. Stillstand wird vermieden, die Anlagen optimal ausgelastet – ebenso wie ihre BedienerInnen.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Machtlos in der Cloud?

Wer sind die Crowdworker in Deutschland? Bei Telepolis ist vor einen Tagen ein Bericht von mir über eine neue Studie zum Thema erschienen. Dabei geht es mir auch um die Grenzen dieser Rationalisierungsstrategie.
Der besondere Charme des Geschäftsmodells Crowdsourcing beruht auf der Tatsache, dass sowohl die Vermittlungsagenturen, als auch die beauftragenden Unternehmen Risiken und Kosten auslagern. Sie behandeln die Beschäftigten als Selbständige, die sich eigenständig gegen Krankheit, Arbeitslosigkeit und Erwerbsunfähigkeit versichern sollen. Dazu sind zwar nur wenige Freelancer finanziell in der Lage (und noch weniger in ausreichendem Maß), aber bekanntlich müssen sich weder die Auftraggeber noch die Vermittler darum kümmern. Statt Arbeitsverträgen gelten die Allgemeine Geschäftsbedingungen.

... Die Unternehmen profitieren nicht nur von den unschlagbar niedrigen Crowdwork-Honoraren. Über das Netz können sie auf Erfahrungen und Ideen der Masse zugreifen, die in der eigenen Belegschaft in geringerem Umfang vorhanden sind. Gerade diese Offenheit ist aber gleichzeitig ein Nachteil, wenigstens eine Gefahr. Unternehmen müssen sich öffnen, um die Masse "anzuzapfen", wer aber wichtige Tätigkeiten ins Netz auslagert und Prozesse offen legt, der riskiert, dass "Geschäftsgeheimnisse" nach außen dringen.

Crowdsourcing ist außerdem nur dann effizient, wenn Solo-Selbständige die Aufträge bearbeiten. Bei anspruchsvolleren Tätigkeiten und Geschäftsprozessen entsteht sonst oft ein zusätzlicher Aufwand - ökonomisch gesprochen: zusätzliche Transaktionskosten -, um die einzelnen Arbeiten erst zu zerstückeln, dann wieder zusammensetzen und schließlich noch auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen.

Die "Auftragsnehmer" sind außerdem nicht weisungsgebunden und arbeiten gewissenhaft, weil sie eine schlechte Bewertung fürchten, nicht aus Loyalität zum Unternehmen. Schon um Pfusch zu vermeiden und Kontrollkosten zu senken, sind die Unternehmen weiterhin an stabilen und langfristigen Beziehungen interessiert - Internet hin oder her.

Montag, 2. Mai 2016

Mittwoch, 27. April 2016

Ein globaler Wettlauf bei der Digitalisierung

Die Hannover Messe fand bekanntlich dieses Jahr unter der ebenso unvermeidlichen und ominösen Überschrift "Industrie 4.0" statt. Superlative gefällig? Die größte und wichtigste Industriemesse der Welt, eine globale Leistungsschau der Fabrikproduktion, Spitzenforschung, Automatisierungsgrade nahe 100 Prozent. Auch die Regierungschefs Merkel und Obama besuchten die Messe und machten gute Stimmung. Aber die atlantische Achse knirscht. Bei der Digitalisierung der Fabrikproduktion befinden sich die Vereinigten Staaten und Deutschland in einem Wettlauf um die technischen Vorherrschaft. Mit dramatischen und drastischen Worten beschrieb das die 'Süddeutsche' vor zwei Tagen so:
Die besten Maschinenbauer der Welt – die Deutschen – sollen nicht die verlängerte Werkbank von IT-Konzernen werden, seien die aus den USA oder aus Fernost. Die Intelligenz designed by Apple und Google, die Hardware made in Germany. So soll es nicht kommen...

Wie aber wäre zu verhindern, dass die hiesige Industrie herabsinkt zu einem Hardware-Dienstleister, während die Herren der Computer, der Netze und der Algorithmen bestimmen, wie weit sie den Tropf aufdrehen, an dem jene Produktionsbetriebe hängen?

Der Kommentar malt das Schreckensszenario „Deutschland als verlängerte Werkbank der amerikanischen Internetriesen“ weidlich aus. In der neuen 'Konkret' habe ich auch einen Text zu den "geoökonomischen Hintergründen" der Industrie 4.0-Debatte veröffentlicht:
Es geht um die Konkurrenz aus USA und China, vor allem auf den Zukunftsmärkten digitale Dienstleistungen und Internet der Dinge. … Wenn die populären amerikanischen "Internetriesen" nun Autos oder Medizingeräte bauen (lassen), wird deutlich, dass die deutsche Industrie in diesem Feld nicht wirklich mithalten kann. In China wiederum wird ein Gutteil der elektronischen Geräte gefertigt, die weltweit verkauft werden.

Insofern besteht für die deutsche Industrie die Gefahr, in der Wertschöpfungskette abzusteigen. Zwar ist sie der „Fabrikausstatter der Welt“ und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben – aber was nutzt das, wenn Google oder Apple Standards definieren und ihre Konkurrenzprodukte verkaufen? „Viele deutsche Hersteller sind internationale Marktführer bei Produkten“, heißt es in einem Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums mit dem bezeichnenden Titel „Aufholen im digitalen Wettlauf“. „Doch dieser Erfolg darf sie nicht an der notwendigen Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle hindern. Denn in diese Lücke könnten führende Internetunternehmen und neue Gründungen stoßen und die Schnittstelle zwischen Kunden, Herstellern und Dienstleistern besetzen.“

Natürlich stellte die Bundeskanzlerin beim Staatsbesuch Obamas die gemeinsamen Wachstumschancen und deutsch-amerikanische Zusammenarbeit in Ausicht – das Wettrennen als Win-Win-Situation sozusagen, später teilen wir uns das Siegerpodest! Allerdings haben die deutschen Autobauer das Angebot der Firma Apple, gemeinsam den iCar zu entwickeln, gerade abgelehnt. Bei Dradio Wissen (... einen anderen Artikel ohne Paywall finde ich gerade nicht ...) heißt es dazu:
Mit Googles Selfdriving Car und Teslas Elektroauto machen sich amerikanische IT-Konzerne derzeit fleißig an die Demontage der deutschen Auto-Industrie. Um doch noch mitzumischen beim Auto der Zukunft, wollten sich BMW und Daimler mit Apple zusammentun. Doch diese Allianz ist jetzt gescheitert. Apple will ein hochvernetztes Elektroauto bauen, das genau wie die von der Konkurrenz von Google und Tesla autonom fahren kann. Gescheitert ist die Zusammenarbeit angeblich an zwei Fragen:

1. Wer übernimmt die Führung?

2. Die Datenfrage. Das Handelsblatt berichtet, Apple wolle iCar eng in seine iCloud einbinden. BMW und Daimler wollten jedoch selbst die Kontrolle über die Daten behalten. Der Schutz der Kundendaten sei für BMW und Daimler, so heißt es, ein "wichtiger Eckpfeiler der Zukunftsstrategie".

Laut FAZ hat Apple bereits begonnen, Ingenieure und Entwickler aus der deutschen Automobilbranche abzuwerben.

Ist die deutsche Industrie auf dem absteigenden Ast? Wie groß der Markt für autonome und Elektroautos überhaupt ist, vermag ich nicht zu sagen. Das Beispiel iCar ist aber bezeichnend für die Widersprüche der deutschen Industrie 4.0-Strategie, die von den großen Konzernen der IT-Branche und unter den Industrieausstattern vorangetrieben wird (Bosch, SAP, Siemens, Daimler, you name it). Man hat Angst, andere könnten neue Geschäftsmodellen entwickeln, die disruptiv wirken (um an dieser Stelle das andere unvermeidliche Schagwort einzuflechten), man will nichts verpassen, aber gleichzeitig die bisherige Ausrichtung unter keinen Umständen aufgeben. Den Kuchen behalten und aufessen, wie die Engländer sagen. Das Geschäft läuft doch für die deutsche Industrie - warum Produktinnovationen einführen, die den eigenen Produkten Konkurrenz machen? In der FAZ heißt es:

Auf den Markt soll das iCar als Kleinwagen im Jahr 2019 oder 2020 kommen, heißt es. Und zwar als Carsharing-Modell, ähnlich wie der Dienst Drive-Now von BMW und Sixt. Kunden könnten das iCar, oder wie es auch immer heißen mag, kurzfristig mieten und minutengenau abrechnen.
Daran krankt die deutsche Digitalisierungsoffensive: Prozessinnovationen, um die bisherigen Waren billiger herzustellen, sind willkommen, Produktinnovationen nicht. Aus eben diesem Grunde werden die deutschen Autobauer erst dann günstig und massenhaft Elektroautos auf den Markt bringen, wenn Stuttgart-Sindelfingen wegen des Klimawandels am Atlantik liegt.

Samstag, 16. April 2016

Dienstag, 15. März 2016

Donnerstag, 3. März 2016

Rätselraten mit web.de: Was um Himmels Willen bedeutet "Sexabo-Falle"? Früher sprach man (und Mann) noch von ehelicher Pflicht.

"Tracken Checken Sharen"


Diesen hübschen Titel trägt ein (mehr oder weniger neuer) Artikel von mir, den die Zeitschrit Gen-Ethischer Informationsdienst gerade veröffentlicht hat. Ich habe dafür ein wenig bei den Krankenkassen nachgebohrt, wie sie die Daten, die beim Health Tracking anfallen, eigentlich nutzen.

Die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich ja besonders auf die gruslige automatische Datenerhebung und -übertragung und deren (vermeintliche) Folgen, meist mit dem Tenor "Big Brother Krankenversicherung". Ich sehe das Tracking für die Krankenkasse eher als Teil eines allgemeinen Trends hin zur "Bonifizierung". Solche angeblich skandalösen Angebote sind ein Ausdruck der zunehmend 'individualisierten' Tariflandschaft, die wiederum die Folge der Kommerzialisierung / Privatisierung der Krankenversicherung in Deutschland ist. In der Regel kommen dabei übrigens keine digitalen Gerätschaften zum Einsatz, sondern die Versicherten werden mit old school-Methoden "überwacht".

Nach dem Willen des Gesetzgebers sollen die gesetzlichen Krankenkassen unternehmerisch denken und handeln. Anders als private Versicherungen dürfen sie aber nicht über den Preis miteinander konkurrieren. Als Ausweg bleiben die sogenannten monetären Wahltarife: Selbstbehalt, Beitragsrückerstattung und Kostenerstattung. Deshalb spielen Bonusprogramme eine immer wichtigere Rolle im deutschen Gesundheitssystem.
Seit 2004 dürfen die Kassen gesundes Verhalten mit Geldzahlungen belohnen. In den vergangenen Jahren hat sich die zurückgezahlte Summe mehr als verdoppelt (von 140. 000 Euro im Jahr 2008 auf 300. 000 Euro im Jahr 2013). Laut einer Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK von 2013 nimmt mittlerweile jeder fünfte Versicherte an einem solchen Programm teil. Je jünger die Befragten und je höher ihr Einkommen und ihr Schulabschluss sind, umso aufgeschlossener sind sie der Idee gegenüber. Eine etwas ältere Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung zeichnete ein ähnliches Bild: Gesunde, wohlhabende und gebildete Menschen waren eher geneigt, an Bonusprogrammen teilzunehmen.
Dieser letzte Punkt ist entscheidend: Die Bonusprogramme dienen nämlich gar nicht in erster Linie dazu, die Versicherten gesünder zu machen! Ob sie dazu taugen, ist fraglich; wissenschaftliche Belege fehlen jedenfalls. Die Programme dienen vielmehr dem Zweck, gesunde Versicherte anzuziehen.

Montag, 29. Februar 2016

Sonntag, 21. Februar 2016

Bolle, kurz vor Ostern

Für einen so friedlichen Menschen wie mich ist diese Stadt eine fortwährende und schwere Herausforderung ...

Donnerstag, 18. Februar 2016

Von Vorbeugungsverweigerern und Gesundheitsberatern


Am vergangen Sonntag war ich im Ruhrgebiet und durfte im Essener Schauspielhaus mit einem freudlichen und diskussionsfreudigen Publikum über "Risiken und Nebenwirkungen der gesundheitlichen Prävention" sprechen. In meinem Vortrag habe ich die gesundheitspolitischen und historischen Aspekte von "Mythos Vorbeugung" noch einmal zusammengefasst. Meine Stimme klang leider ziemlich verschnupft, weil ich erkältet war - von wegen: "Arzt, heil dich selbst!" - aber ich habe jetzt trotzdem einen Mitschnitt ins Netz gestellt.

Aus der Ankündigung:

Je gesünder die Menschen sein wollen, umso kranker fühlen sie sich. Nur oberflächlich betrachtet ist das ein Widerspruch, weil die Frage der Gesundheit immer weiter ins Zentrum des Alltagslebens rückt. Ob mangelnde Leistungsfähigkeit, Nervosität, sexuelle Frustration, Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen, selbst der Alterungsprozess – immer mehr Leiden werden als Krankheiten aufgefasst, die mit biomedizinischen Begriffen zu fassen und mit geeigneten Methoden zu bekämpfen seien. Der Umgang mit Körper und Psyche wird zunehmend professionell. Historiker nennen das Мedikalisierung.
Angetrieben wird diese Entwicklung von Sozialstaat und der medizinischen und therapeutischen Industrie, deren Versprechen die Bevölkerung allerdings nur zu gerne glauben mag: Versprechen von Kontrolle und Sicherheit über den eigenen Körper und das eigene Leben. „Unmündigkeit erweist sich als das Unvermögen, sich selbst zu erhalten“, heißt es bei Adorno und Horkheimer. Das Urteil über den Unmündigen lautet: gesellschaftlicher Tod. Also doch lieber rein ins Fitness-Studio?

Dienstag, 16. Februar 2016

Dienstag, 9. Februar 2016

Sensationsgier, unstillbar

Web.de bedient die Gaffer.

"Liebling, ich habe Europa geschrumpft"

"Die sollen erst mal ihre Hausaufgaben machen!" In keinem anderen Land gibt es eine vergleichbare Formulierung. Nirgendwo ist so oft zu hören, jedes Land müsse sich zunächst selbst um die eigene Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit kümmern wie hierzulande. Es ist schon erstaunlich: Nirgendwo spielen die Waren- und Kapitalströme und Wanderungsbewegungen eine geringere Rolle in der Debatte - und eine größere in der Ökonomie. Die Deutschen reden so, als bewohnten sie eine Insel weit draußen im Atlantik, obwohl beispielsweise Rumänien ein Drittel seines Nationalprodukts nach Deutschland ausführt, obwohl der deutsche Handelsbilanzüberschuss zuletzt acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts betrug. Die Formel lautet: International handeln, national argumentieren.

Wie gesagt, gestern brachte Zeitfragen / Deutschlandradio Kultur mein Feature über die Krise der EU. Ich erzähle darin, wie und warum sich die Volkswirtschaften der europäischen Staaten auseinander entwickelt haben. Nun klaffen die nationalen Interessen zunehmend auseinander. Demnächst könnte das Schengen-Abkommen passé sein und wieder Grenzzäune errichtet werden. Der Konflikt eskaliert an der Verteilung der Flüchtlinge, aber das ist nicht die Ursache. Die Staaten an der südlichen und östlichen Peripherie haben vielmehr mit ihrer Weigerung, mehr Migranten aufzunehmen, ein Druckmittel gegen Deutschland in der Hand.

Montag, 8. Februar 2016

Warum ist die Europäische Union in der Krise?

Europas Wirtschaft läuft nicht rund. Eigentlich läuft sie sogar immer langsamer. Der Motor stottert, und das, obwohl Öl und Kredit gerade zu Schleuderpreisen zu haben sind. Mit "rundlaufen" meine ich natürlich nicht, dass es der Bevölkerung gut geht, sondern das wesentliche, die conditio sine qua non: Wachstum.

Wie sieht es damit aus? Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone insgeamt liegt immer noch unter dem Niveau von 2007. Die Bankenkrise ist längst nicht bereinigt, bei den italienischen und portugiesischen Finanzinstituten ist die Menge der faulen Kredite seit 2011 sogar gestiegen, in Spanien etwa gleich geblieben. Die Staatsschuldenquote ist im Euroraum nach sechs Jahren Austeritätspolitik höher als jemals zuvor; sie wuchs von 65 Prozent im Jahr 2007 auf 92 Prozent im Jahr 2014.

Dienstag, 2. Februar 2016

Nimm das, Drohne!

Die niederländische Polizei überlegt, ob sie unerwünschte Drohnen von Raubvögel vom Himmel, na ja, abgreifen lassen will. Die Tiere sollen terroristische Anschläge und Spionage verhindern. Im Standard heißt es:

Die ersten Ergebnisse seien sehr vielversprechend. Die Polizei und die nationale Behörde zur Terrorismusbekämpfung wollen im Sommer über den Einsatz von Raubvögeln entscheiden. Im Auftrag der Polizei richtet ein Spezialunternehmen die Raubvögel ab. "Es ist eine Low-Tech-Lösung für ein High-Tech-Problem", sagte der Direktor des Betriebes "Guard From Above", Sjoerd Hoogendoorn. Es würden mehrere Arten Vögel – zum Beispiel Adler – getestet und ausgebildet. Bei dem mehr als ein Jahr dauernden Training werde ihr Jagdinstinkt genutzt."
Der Werbeslogan der Firma: "Sicher, schnell und genau"

Montag, 1. Februar 2016

Jürgen Habermas sprach einmal von einem "DM-Nationalismus". Stolz auf dieses Land zu sein, fällt Deutschen aus leicht einsichtigen Gründen schwer, daher, so Habermas, habe sich das deutsche Selbstbewusstsein auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verlagert. Stichwort: "deutsche Wertarbeit" oder "Exportweltmeister".

Seit der Eurokrise quillt dieser Wirtschaftschauvinismus aus den Kommentarspalten: Die anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wollen den Deutschen ans Portemonnaie und sollen "erst mal ihre Hausaufgaben erledigen" - bevor sie eigene Vorstellungen über den Zusammenschluss äußern, meint das wohl. Und je länger die Krise der EU dauert und je tiefer sie wird, umso häufiger klettert er in die Artikel über den Kommentarspalten. Zum Beispiel in diesen Kommentar von Klaus-Dieter Frankenberger zum Besuch des italienischen Premiers.

Italien will dabei sein, wenn die Entscheidungen getroffen werden. Das deutsch-französische Duo soll zum Trio ausgebaut werden. Renzi geht dabei vor, wie man das von Emporkömmlingen kennt, die ein Stück der Macht abhaben wollen. Sie zetteln Streit an, verweigern sich, stellen sich quer, auf dass die anderen aufmerksam werden und ihnen den „Respekt“ entgegenbringen, den sie zu verdienen glauben.
Vornehme Wortwahl, das.

Dienstag, 26. Januar 2016

Stefan Niggemeier kommentiert so etwas trocken mit: "Super Symbolfoto". Web.de verteilt den Widerspruch zwischen Auf- und Abreger überhaupt gerne zwischen Text und Bild:

Stereo sozusagen.

Freitag, 15. Januar 2016

Fun fact # 24: Beziehungspflege

Wan Gang, dem chinesische Minister für Wissenschaft und Technologie, wird nächste Woche das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland verliehen werden.

Spitzen der Automobilindustrie nebst Regierungschefin: Karl-Thomas Neumann, Philippe Varin, Dieter Zetsche, Wan Gang, Henning Kagermann, Angela Merkel. Bild: Rudolf Simon

Dienstag, 12. Januar 2016

"Der Euro ist eine Art monetärer Weltvernichtungsmaschine"

Heute ist Teil drei meiner Interview-Serie über die Krise der EU und die deutsche Dominanz in Europa erschienen. Der Wirtschaftswissenschaftler Mark Blyth hat unter anderem "Wie Europa sich kaputtspart" veröffentlicht und gilt hierzulande (obwohl er ein in der Wolle gefärbter Neoklassiker ist) als Freak, denn er vertritt Standpunkte, die einer schwäbischen Hausfrau zu denken geben würden. Ich meine damit natürlich die sprichwörtliche Schwäbin, nicht die tatsächlichen wie beispielsweise meine Tante, die durchaus begreift, dass zwischen der Haushaltsführung eines Nationalstaats und dem einer Kernfamilie gewisse Unterschiede bestehen.

Mark Blyth verweist darauf, dass die Staatsverschuldung in der europäischen Peripherie (im Süden wie im übrigens auch im baltischen Nordosten) völlig unproblematisch war, bis in den Jahren 2007 / 2008 die Immobilienblase platzte und der Finanzsektor zu straucheln begann. Die Finanzialisierung war in Europa aber ebenso weit fortgeschritten wie in den Vereinigten Staaten - und der Handel mit Staatsanleihen spielte dabei eine Schlüsselrolle:

Für die europäischen Banken waren Staatsanleihen ein tolles Geschäft, bis der Euro eingeführt wurde. Mit griechischen Anleihen konnte man 25 Prozent verdienen, mit italienischen 12 Prozent, 10 Prozent mit französischen Titeln. Diese Zinsen entsprachen dem Risiko der Währungsabwertung und Inflation. Durch den Euro wurden diese Risiken dann abgeschafft, die Zinsen auf europäische Staatsanleihen näherten sich einander an - und den Banken ging ein lukratives Geschäftsfeld flöten.
Um trotz des sinkenden Spreads weiterhin Profit zu machen, erhöhten sie die Menge ihrer Ankäufe, aber das ging nur mit Fremdkapital. Durch diese Hebelung verschulden sie sich natürlich gleichzeitig. Deswegen wurde der Euro zur Katastrophe: Alle Mitgliedsländer bekamen den gleichen Zinssatz wie Deutschland, was gleichzeitig wunderbar und völlig irrsinnig war. Aber alle fanden das völlig in Ordnung so, bis die Zinsen in der Eurokrise wieder auseinander strebten, die Banken um Hilfe schrien und es auf einmal nicht mehr in Ordnung war.
Weiterhin erklärt Bylth, dass die Bilanzen der europäischen Banken bis heute keineswegs bereinigt sind. Der eigentliche Schuldenschnitt steht also noch aus, die einzigen Alternativen: entweder die Vermögenden werden (teil-)enteignet oder abermals "gerettet". Allerdings verweist er auch darauf, dass die europäischen Regierungen in einer allgemeinen Bankenkrise schlicht damit überfordert wären, ihre Finanzinstitute rauszuhauen:
Der europäische Bankensektor ist deutlich größer als der amerikanische und durch den Euro und die Möglichkeiten der Hebelung (Aufnahme von Fremdkapital für Finanzgeschäfte, MB) ist er weiter gewachsen. Die drei größten Banken in Frankreich entsprechen über 300 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die zwei größten deutschen Banken 125 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: Die fünf größten amerikanischen Banken haben ein Vermögen, das ungefähr 60 Prozent des Bruttoninlandsprodukts entspricht. Wenn die europäischen Banken umkippen, erschlagen sie alle. Sie sind nicht too big to fail, sie sind too big to bail, zu groß für eine Rettung. Wir reden hier nicht über eine Firma wie Lehman Brothers, sondern über eine Bank wie Crédit Agricole, die fast so groß ist wie das Bruttoinlandsprodukt Frankreichs.

Montag, 11. Januar 2016

Samstag, 2. Januar 2016

Worin besteht die Macht der Deutschen in der EU?

Seit im Sommer die Griechenlandkrise ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte, zeigt sich die Europäische Union zunehmend als entscheidungs- und handlungsunfähig. Selbst formelhafte diplomatische Kompromisse fallen schwer. Statt leise Diplomatie zu betreiben, sprechen Regierungschef ihre Frustration mittlerweile offen aus. Möglicherweise ist dies bereits der Beginn des Endspiels, der Anfang vom Ende dieser Union.

Anlass für mich, zurückzuschauen und zu fragen: Warum ist die europäische Vereinigung und der Euro in der Krise? Worauf beruht die Macht der Deutschen in der Europäischen Union? Worin bestehen überhaupt die Interessensgegensätze? Diese Fragen habe ich für Telepolis einer Reihe von Experten von außerhalb des deutschen Planeten gestellt. Bisher erschienen sind meine Gespräche mit Guillaume Duval und Annamaria Simonazzi.